Wie ein Vogel im Aquarium

Daniel Goeudevert galt als «Paradiesvogel» unter den Topmanagern der Branche. Er hatte Literaturwissenschaft an der Pariser Sorbonne studiert, bevor er Autoverkäufer wurde und damit eine märchenhafte Karriere begann: Vorstandsmitglied bei Citroën Deutschland, Generaldirektor bei Renault Deutschland, Vorstandsvorsitz der deutschen Fordwerke und dann - bis zu Ferdinand Piëch - im Konzernvorstand von VW. Er hatte Erfolg als «genialer Verkaufs- und PR-Künstler», galt als Kronprinz von Carl Hahn, veranstaltete Kunstspektakel mit HA Schult und ließ Gorbatschow in den Werkshallen von Wolfsburg auftreten. Er verstand seine Führungsaufgabe auch als gesellschaftliche Verpflichtung und gründete nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Regime eine internationale Initiative zur Zusammenarbeit von Wirtschaft und Politik. Die Branche verstörte er zunehmend durch seine unorthodoxen Ideen. Er erklärte öffentlich, daß er mit einem Tempolimit leben könne und kritisierte die «perverse» Entwicklung von immer schnelleren «High-Tech-Produkten für eine finanzielle Elite». Selten ist so offen und selbstkritisch über die Welt der Vorstandsetagen berichtet worden: über verkrustete hierarchische Strukturen, Drohungen aus der Branche, aber auch über die eigenen Fehler und den wachsenden Autismus auf dem Weg nach oben.

Daniel Goeudevert, geboren 1942 in Reims, war Vorstandsvorsitzender der deutschen Ford-Werke und Mitglied des Konzernvorstands von VW. Heute ist er Vizepräsident von FEDRE (Fondation pour l'Économie et le Développement durable des Régions d'Europe) und bekleidet einen Beraterposten bei der UNESCO.

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