Willensfreiheit und neuronaler Determinismus

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Philosophie - Theoretische (Erkenntnis, Wissenschaft, Logik, Sprache), Note: 1,0, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Philosophie), Veranstaltung: Freiheit und Neurobiologie, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Frage, ob und in welcher Form der Mensch über einen freien Willen verfügt, reicht bis in die Anfänge des philosophischen Denkens zurück. Nahezu jeder große Denker nahm sich in der zweieinhalbtausendjährigen Geschichte der Philosophie diesem Problem an. Spätestens seit dem Aufstieg der Naturwissenschaften steht die Frage im Mittelpunkt, wie sich unsere Intuition von einem freien Willen mit einem Weltbild in Einklang bringen lässt, das in sich kausal geschlossen ist, d.h. in dem alle Ereignisse durch ihre physischen Zustände und das Wirken von Naturgesetzen determiniert sind. Es wurde danach gefragt, wie unser immaterieller Geist in der Lage ist, auf die materielle und kausal geschlossene Welt einzuwirken, und ob wir durch unseren Willen tatsächlich befähigt sind, neue Kausalketten im Sinne eines unbewegten Bewegers anzustoßen. Man könnte geneigt sein, zu glauben, dass alle möglichen Lösungsansätze und Konzepte zur Beantwortung dieser Fragen gründlich durchdacht und erschöpft worden sind. Dennoch hat die Frage nach dem freien oder unfreien Willen in jüngster Zeit eine außergewöhnliche Renaissance erfahren. Ausgelöst wurde die aktuelle Debatte durch zahlreiche Neurowissenschaftler, die mit Hilfe neuer technischer Apparaturen und innovativer Methoden dem Gehirn des Menschen in bisher ungekannter Weise bei der Arbeit zuschauen konnten. Aus ihren Beobachtungen folgerten sie, dass der freie Wille eine von unserem kognitiven System erzeugte Illusion ist und dass einzig das neuronale Geschehen innerhalb des Gehirns unsere Entscheidungen und Handlungen bestimmt. Zugespitzt bedeutet das: 'Wir tun nicht, was wir wollen, sondern wir wollen, was wir tun.' Nun sind deterministische Theorien, die den Menschen und sein Verhalten in die kausale Geschlossenheit der Welt einbeziehen, nicht unbedingt neu. Die Frage ist also, warum sich dennoch so viele Philosophen, Juristen und Theologen von den Neurowissenschaftlern dermaßen herausgefordert fühlen, dass sie durch scharfe Repliken eine hitzige Debatte entfachten. Die Antwort besteht darin, dass die Thesen der Neurowissenschaftler an unserem Selbstbild zu rütteln scheinen. Und sie tun dies nicht - wie in den Jahrhunderten davor - durch philosophische Spekulation oder gedankliche Akrobatik, sondern mit der Autorität der Wissenschaft. Christian Geyer formuliert die von den Neurowissenschaften erzeugte Bedrohung unseres Menschenbildes so:

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