Windmühlenwege

In der ehemaligen DDR aufgewachsen, waren die Weichen gestellt. Der Weg von Krippe, Kindergarten, Schule und Lehre war vorgezeichnet, und Alles ging seinen sozialistischen Gang. Als Sandwichkind - zwischen zwei Brüdern groß geworden - merkt Mette früh, dass in ihrer Herkunftsfamilie etwas nicht stimmt. Ein harmonisches Familienleben lernt sie nicht kennen, dementsprechend wächst der Wunsch nach einem Nestbau für eine eigene Familie. Die Wendezeit ist geprägt von Geringverdienst, Leih -und Zeitarbeit, Minijob und Arbeit, von der sie nicht leben kann. Erst als ihr die Grundsicherung kurzzeitig nicht zur Verfügung steht, und sie auch noch vermeintlich zu viel gezahltes Arbeitslosengeld zurück zahlen soll, nur weil sie ihre Arbeitslosigkeit beenden will, sieht Mette nur noch einen Ausweg. Welche gravierenden Folgen der Weg ins Ausland für sie und ihre beiden Kinder hat, ahnt sie noch nicht. Und dabei wollte sie doch nur mit Saisonarbeit endlich wieder Geld verdienen. Doch zu Hause wartet bereits der Haftbefehl auf sie. Sie spürte noch nie die nötige Selbstsicherheit, die es braucht, um unbeschwert seinen Weg gehen zu können, und doch kennt sie nur ein Ziel. Als ihre Ersparnisse ausreichen, um die Reise nach Norwegen anzutreten, zwingt ein Virus die ganze Welt in die Knie. Braucht es erst eine Pandemie, um sich wieder bewusst zu machen, was wirklich wichtig ist im Leben? Bitte kein weiter so! Mette wünscht sich sehr, dass etwas von der Solidarität und Nächstenliebe der letzten Wochen übrig bleibt. Es wäre ein Gewinn für uns Alle.

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