"Wir kämpfen für ein Europa des Friedens"

Die Idee einer friedlichen europäischen Einigung reicht historisch weit zurück. Wenig bekannt ist, dass »Europa« als Friedensziel auch im Widerstand gegen den Nationalsozialismus eine bedeutende Rolle spielte. Vor allem während der Kriegsjahre entwickelten sehr verschiedenartige Gruppen entsprechende Überlegungen und Pläne. Bei allen Unterschieden hatten sie einen gemeinsamen Ansatz: Um zukünftig Konflikte zu vermeiden, bedurfte es neuer Antworten auf die Frage nach dem europäischen Zusammenleben. Die einfache Rückkehr zum Nebeneinander souveräner Nationalstaaten schien nach den Erfahrungen des Krieges wenig hilfreich. Allerdings gab es auch einen offenen Zwiespalt, denn wurde der Befreiungskampf nicht auch im Namen der nationalen Souveränität geführt? Sechzehn Beiträge zu den Widerstandsbewegungen in Frankreich, Italien, Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, der Tschechoslowakei und Deutschland ermöglichen ein differenziertes Bild davon, ob und unter welchen Bedingungen die »europäische Einigung« eine verbindende Zielvorstellung für die Nachkriegszeit war. Viele Akteure sind bekannt, einige spielten eine wichtige politische Rolle in der Nachkriegszeit: Henri Frenay, Jean Monnet, André Philip, Ernesto Rossi, Alberto Spinelli, Helmuth von Moltke, Willy Brandt, Hilda Monte, Willem Drees, Antonín Basch, Edvard BeneS, Milan Hodza. In einer besonderen Lage befanden sich die Kreise des deutschen Widerstands und Exils, da damals das Fortbestehen Deutschlands und somit seine Teilnahme am demokratischen »Europa« überhaupt in Frage standen.