Wir sind wie wir sind

Das 'Lila Lied' (1920) wird noch heute als schwul-lesbische Hymne gesungen. Die erste 'schwule Platte' aber war ein Couplet Otto Reutters: 'Und jeder kriegt 'nen Schreck, kommt Hirschfeld um die Eck.' Schallplatten waren das erste Massenprodukt der modernen Unterhaltungsindustrie. Ralf Jörg Raber stellt selbstbewusste Stimmen und Texte vor, die den Sprung in dieses Medium schafften. Er zeigt, wie sich dort auch Klischees, Hohn und Spott breit machten, wie Schwule in die Camouflage auswichen. Später eroberten Liedermacher und Schlager, Lesbenbands und schwule Formationen das Terrain, und gerade in jüngster Zeit holt der Hiphop zum homophoben Gegenschlag aus. Mit viel Herzblut erzählt Raber die Kulturgeschichte der Homosexualität im Echo der Schallplatte, liefert eine Fundgrube, die noch den kuriosesten Erscheinungen nachgeht und sie kenntnisreich einordnet.

Ralf Jörg Raber wurde 1960 geboren, wuchs im Saarland auf und entdeckte schon als Kind mit den 45er-Singles seiner Eltern die Welt der Musik. Er ist evangelischer Pfarrer, lebt in Essen und arbeitet als Religionslehrer. Bei Bear-Family-Record initiierte er die CD-Reihe 'Homosexualität auf Schallplatte' und veröffentlichte Beiträge u. a. in 'Invertito', 'Fox auf 78' und 'Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen'.