Wirkungen des 'Bosman-Urteils' auf die Entwicklung des deutschen Profi-Fußballs

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Sport - Sportsoziologie, Note: 1,7, Universität Bielefeld, Sprache: Deutsch, Abstract: Am 15. Dezember 1995 hielt die europäische Fußballwelt den Atem an. Nicht dass an diesem Tage das Endspiel der Champions' League stattgefunden hätte oder die Europameisterschaft entschieden worden wäre. An diesem Tage fällte der Europäische Gerichtshof eine Entscheidung im Verfahren des belgischen Fußballspielers Bosman gegen seinen Verband. Und diese Entscheidung hatte es in sich, bedeutete sie doch einschneidende Veränderungen im so sicher geglaubten Gefüge des Transfergeschäftes der europäischen Profi-Ligen. Mit dem Urteil wurde die bisherige Praxis der 'Transferentschädigungen' und der Einschränkungen bezüglich des Einsatzes ausländischer Spieler gekippt. Damit gehörte eine Praxis der Vergangenheit an, die in Deutschland bisher - glaubt man jedenfalls den Aussagen der Funktionäre - problemlos funktioniert hatte. Während ein Großteil der betroffenen Spieler und ihr Berufsverband VdV (Vereinigung deutscher Vertragsspieler) jubelten, waren die Funktionäre des DFB und der Ligavereine mehrheitlich nicht von dem Urteil und seinen Auswirkungen angetan. Otto Rehagel sah die Zweiklassengesellschaft in der Bundesliga voraus, in der die reichen Klubs immer reicher und die armen Vereine immer ärmer würden. Man sprach von einer 'Katastrophe für den deutschen und europäischen Fußball'. Natürlich wurde durch das Urteil nicht nur der Fußballsport betroffen, sondern auch andere Mannschaftssportarten wie Handball oder Basketball mussten und müssen ihre Spielbestimmungen der neuen Rechtslage anpassen. Nun, es wird in Deutschland auch elf Jahre nach Bosman immer noch Fußball gespielt. Deutsche Vereinsmannschaften waren in dieser Zeit in der Champions' League erfolgreich, die Nationalmannschaft war - nach einer Phase des Aufbaus - bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land außerordentlich erfolgreich und belegte einen guten dritten Platz. Das wirtschaftliche Gefüge der Bundesliga scheint nicht weiter auseinander gedriftet zu sein. War der 'Katastrophenalarm' aus den Reihen der Urteilsgegner, in erster Linie also der Vereinsverantwortlichen und des Verbandes, eine übertriebene Reaktion auf das Urteil? Oder hat der Gerichtshof mit seiner Rechtsauffassung eine Chance für Veränderungen im Fußball, insbesondere im Management-Bereich, eröffnet?