Wolgadeutsche Mundarten: Die Mundart von Krasnojar

Unter den Migrationswellen aus Deutschland ist auch die Auswanderung nach Russland in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts auf Einladung der Zarin Katharina II. bekannt, deren Hauptstrom sich in einem Gebiet an der Wolga niederließ. Die Siedlungen dieser Auswanderer blieben weitgehend isoliert, hatten keine Verbindung mit dem deutschen Sprach- und Kulturraum, bewahrten aber jahrhundertelang ihre Sprache (bzw. Mundarten) und Kultur. Da in jeder dieser Siedlungen Menschen aus verschiedenen deutschen Gegenden mit unterschiedlichen Mundarten zusammenkamen, entstanden allmählich gemischte wolgadeutsche Mundarten. Heinrich Werner beschreibt eben solch eine Mundart und legt den Fokus auf den historischen Lautwandel, durch den der eigenartige Klang der Mundart und ihre Abweichung von anderen Mundarten geprägt sind. Da es sich im Grunde um eine rheinfränkische Mundart handelt, nähert sich Werner dem Problem aus der Sicht der rheinischen Akzentuierung und schlägt auf Grund seiner diachronisch-typologischen Betrachtungsweise eine originelle Konzeption der Tonakzentgenese vor, die vom Stoßton als Schlüssel-Phänomen ausgeht.

Heinrich Werner ist zurzeit Wissenschaftler in Ruhestand. Nach seiner Auswanderung nach Deutschland im Jahre 1991 war er ab 1992 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bonn und in den Jahren 2005-2010 am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Er befasst sich mit Problemen der deutschen Dialektologie und der Jenissejisstik.

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