Würdigung des Anderen. Bezeugung menschlicher Würde in interkultureller Perspektive – im Anschluss an Judith N. Shklar

Am Leitfaden verletzender Gewalt wird in diesem Essay die Rede von der menschlichen Person und ihrer Würde als nachträgliche Antwort auf ihre äußerste Infragestellung verständlich gemacht (1). Der Begriff der Würde wird auf eine normative Konsequenz zurückgeführt, die aus dem erklärten Willen gezogen worden ist, der Gewalt eine »unbedingte« ethische Grenze zu setzen (2). Das führt zu der Frage, ob diese Konsequenz als Anerkennung einer dem Menschen ohnehin zukommenden Würde oder als deren Verleihung zu verstehen ist (3). Es wird gezeigt, dass die Würde nur als praktisch zu Bezeugendes gelten kann (4), und abschließend zur Diskussion gestellt, inwieweit die Bezeugung der Würde des Anderen auf die exklusive Inanspruchnahme einer besonderen religiösen Tradition verzichtet (5).