Zeit-Bild und Bild-Zeit. Eine Analyse der "Kreuztragung Christi" von Pieter Bruegels des Älteren hinsichtlich der Zeitstrukturen

Studienarbeit aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Kunst - Kunstgeschichte, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Kunstgeschichte), Veranstaltung: Bilder erzählen Geschichte. Gemälde, Buchmalerei, Plastik, Fresken und andere Bildgattungen von der Renaissance und Barock, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit wird Pieter Bruegels Gemälde "Die Kreuztragung Christi" untersucht. Das Bild beherbergt eine Zeitparadoxie, deren Untersuchung und Entschlüsselung Ziel dieser Hausarbeit ist. Indem Bruegel die biblische Thematik in seine historische Zeit versetzt, reflektiert er zugleich über Zeit, Geschichte und die Erinnerung an vergangene Zeiten. Joseph Leo Koerner sieht darin mehr als nur eine Aktualisierung der biblischen Erzählung und behauptet, Bruegel projiziere die Geschichte nicht in einen anderen historischen Moment, sondern in eine andere Art von Geschichtsverständnis. Auch Stephanie Porras untersucht Bruegels Gemälde und das historische Bewusstsein der niederländischen Renaissance und kommt zu dem Schluss, die Kreuztragung stelle eine Replikation gelebter Erfahrungen und die Imagination der Vergangenheit zu Bruegels Zeiten in der niederländischen Kultur einander gegenüber. Eine zufriedenstellende Umschreibung des Zeitphänomens konnte bisher noch nicht geleistet werden und ist Ziel dieser Hausarbeit. Dabei stellt sich auch die Frage, ob sich ähnliche Zeitstrukturen in den der Forschung bekannten Vor-Bildern finden und Bruegel sich auf diese beruft. Als Vor-Bilder genannt werden die Werke des sog. Braunschweig-Monogrammisten, sowie Herri met de Bles und Pieter Aertsen, die das biblische Geschehen genauso wie Bruegel in ihre aktuelle Zeit vor fantastische Landschaften versetzen. Die Hausarbeit widmet sich allerdings aufgrund des Umfangs nur je einem Werk von met de Bles und Pieter Aertsens Kreuztragung , die hinsichtlich ihrer Zeitkonstruktion und Komposition aufschlussreich für eine Analyse von Bruegels Werk sind. Der Akt des Erzählens ist selbst ein zeitliches Phänomen. Das bedeutet, es wird etwas erzählt, das nicht selbst Erzählung ist und Zeit ist ein progressives Element des Erzählvollzugs. Zur Analyse der Erzählung und der Zeitkonstruktion, die Bruegel in der Kreuztragung entwirft, werden erzähltheoretischen Ansätze aus der Literaturwissenschaft auf das Bildmedium als Erzählinstanz angewendet.