Zeit- und Kulturkritik in Hermann Hesses »Der Steppenwolf«
Autor: | Luft, Eduard |
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EAN: | 9783656611011 |
Auflage: | 002 |
Sprache: | Deutsch |
Seitenzahl: | 36 |
Produktart: | Kartoniert / Broschiert |
Veröffentlichungsdatum: | 17.03.2014 |
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Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, Universität Leipzig (Institut für Germanistik), Veranstaltung: »Der Glasperlenspieler« - Hermann Hesses Leben und Werk, Sprache: Deutsch, Abstract: Hermann Hesses Steppenwolf, diese »Pathographie des modernen Intellektuellen« 1 , wurde immer auch als ein zeit- und kulturkritischer Roman gelesen, hängt doch der individuelle Konflikt des Protagonisten untrennbar zusammen mit seiner Abscheu vor den Auswüchsen der modernen Massen-und Industriegesellschaft und mit seiner Verzweiflung, den Untergang all dessen erleben zu müssen, was ihm kulturelle Identität und Heimat ist. Diese Zivilisationskritik ist von einer Stilisierung des einsamen und verkannten Künstler-Ichs durchzogen, in der noch die Jugendbewegung der sechziger Jahre Identifikationsmuster für ihren Protest gegen das Establishment gefunden hat. Auf diese zur Lebenshaltung erhobene Selbstisolation wird im Folgenden näher einzugehen sein, zumal sie gemeinsam mit dem Gegenentwurf des Protagonisten zum herrschenden Zeitgeist den Kontext für die im Roman geäußerte Kritik bildet. Allerdings wäre es zu kurz gegriffen, Hesses Werk bloß als literarische Erhöhung des Außenseitertums oder als Aufruf zum Nonkonformismus zu betrachten, vielmehr ist es der Versöhnungs- und Toleranzgedanke, der sich letztendlich über alle Animositäten hinweg in den Vordergrund drängt. Hesse hat stets betont, dass die Geschichte des Steppenwolfs »zwar eine Krankheit und eine Krisis darstellt, aber nicht eine, die zum Tode führt, nicht einen Untergang, sondern das Gegenteil: eine Heilung«. 2 Nun stellt dies keine prinzipielle Rücknahme oder auch nur Glättung der Wogen dar, die im Verlauf der Handlung geschlagen werden, dennoch lohnt es sich, die teilweise radikale Kritik des Harry Haller nicht als etwas Absolutes zu begreifen, sondern eben auch als eine Art dramaturgische Fallhöhe, zu deren Klimax hin Harry seiner Umwelt immer weiter entfremdet wird, um sich ihr am Ende in einem mühsamen Lernprozess wieder anzunähern. Bevor aber auf der Grundlage dieser Prämissen eine eingehende Beschäftigung mit dem eigentlichen Thema dieser Arbeit, der Zeit- und Kulturkritik im Steppenwolf, stattfinden kann, gilt es noch, den historischen Referenzrahmen auszuleuchten, auf dem diese Kritik gründet. Ohne ein prinzipielles Verständnis der komplizierten politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge jener Epoche, die als die Goldenen Zwanziger in die deutsche Erinnerungskultur eingegangen ist, wird Hesses Roman kaum verstanden werden können. Der anschließende Hauptteil ist dann in drei Abschnitte unterteilt: [...]