Zeitgeschichte, Wissenschaft und Politik

Vor zwei Jahrzehnten erlebte die Bundesrepublik Deutschland mit dem sogenannten 'Historikerstreit' eine Großkontroverse, die Publizistik, Wissenschaft und Politik über zwei Jahre hinweg intensiv beschäftigte. Die Auseinandersetzung mit den Thesen des Berliner Zeithistorikers Ernst Nolte entwickelte sich zu einem Streit, der vor allem entlang der Frage nach der Singularität des NS-Völkermords geführt wurde. Sowohl über die Zulässigkeit eines Vergleichs zwischen nationalsozialistischer und kommunistischer Diktatur aber auch ganz grundsätzlich über die historisch-kulturellen Fundamente der Bundesrepublik wurde leidenschaftlich debattiert. Nun - im Umfeld der 'Berliner Republik' - ist es an der Zeit Bilanz zu ziehen und zu fragen, ob alte Streitmuster überwunden wurden und inwiefern neue wissenschaftliche Ansätze zur Interpretation deutscher und europäischer Zeitgeschichte sinnvoll sind. Dem interdisziplinären Charakter des Themenkomplexes wird dieser Sammelband gerecht, indem er Autoren vereinigt, die den 'Historikerstreit' und dessen Nachwirkungen aus politikwissenschaftlicher, historischer und soziologischer Sicht analysieren und interpretieren.

Dr. Volker Kronenberg ist Privatdozent am Institut für Politische Wissenschaft der Universität Bonn.

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