Zu: Luise Rinser - Geh fort wenn du kannst

Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Deutsche Philologie), Veranstaltung: Westdeutsche Erzählprosa 1945 - 1960, Sprache: Deutsch, Abstract: Luise Rinser, die im Jahre 1911 geboren wurde und 2002 verstarb, zählte zu einer der produktivsten und meistgelesenen deutschen Autorinnen der Gegenwart. Sie erzielte Bestsellererfolge, wurde aber von den Kritikern nicht ganz ernst enommen, da sie nach deren Meinung überwiegend literarisch 'minderwertige' Frauen- und Erbauungsliteratur schrieb. Inwieweit dieser Vorwurf berechtigt ist, soll in dieser Hausarbeit unter anderem untersucht werden. Als Beispiel für einen Verkaufserfolg Luise Rinsers wählte ich die Erzählung Geh fort wenn du kannst., welche 1959 veröffentlicht worden ist. Dieser Text erschien mir exemplarisch für die 'religiöse Periode' der Autorin und es findet sich meiner Meinung nach in diesem einen Buch ein Zugang zu ihrem Gesamtwerk, denn hier scheinen ihr ideologischer Hintergrund und ihre Weltanschauung durch. Wie so viele andere Bücher Rinsers enthält Geh fort wenn du kannst autobiographische Züge und auch ihr typischer Schreibstil ist in dieser Erzählung offenkundig. Die Punkte Ideologie, Autobiographie sowie Stil werde ich in verschiedenen Kapiteln meiner Hausarbeit behandeln. Geh fort wenn du kannst mag auf den ersten Blick klischeehaft und altmodisch wirken. Dass darin aber weitaus modernere Konzepte innewohnen, die ansatzweise auch in unsere Zeit passen, möchte ich darlegen, denn 'die Suche nach der Versöhnung der allem lebendigen Sein innewohnenden Widersprüche', die nach Gill das Leitmotiv von Rinsers Werk und Leben ist, ist durchaus noch heute aktuell. Den Hintergrund zu Geh fort wenn du kannst bildet Rinsers Besuch im Benediktinerinnen-Kloster Veroli bei Frosinone in Italien. Eine Nonne dieses Klosters brachte Rinser ihr Kriegstagebuch, worin sie schilderte, wie sie den Kampf um Monte Cassino 1943 miterlebt hatte. Monte Cassino war im zweiten Weltkrieg versehentlich von den Alliierten zerstört worden, weil diese die deutsche Wehrmacht darin versteckt vermutet hatten. In einer Mauer des Klosters Monte Cassino war der lateinische Satz egredere si potes eingemeißelt, der übersetzt als Titel des Romans diente. Die Kommunistin Angelina reist 1943 von Deutschland nach Italien, um dort ihre Großmutter zu besuchen, doch diese ist mittlerweile verstorben. Sie trifft in dem Ort ihrer Großmutter zufällig ihre alte Freundin Giulia wieder, mit der sie gemeinsam das Dorf verlässt. Bei ihrer Wanderschaft verletzt sich Angelina am Fuß und wird in einem Kloster behandelt.