Zu Neros Affinität für Götterkulte und zu seiner Geringschätzung der Staatsreligion

Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Latinistik - Literatur, Note: 1,7, Universität Regensburg, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Hausarbeit ergeben sich u.a. interessante Erkenntnisse hinsichtlich des Zusammenhangs von Neros Hang zu Götterkulten und seiner geringen Beachtung der Staatsreligion. In Kapitel 56 führt Sueton die vitia von Nero konsequent fort, um dem Leser das Bild eines machtbesessenen und in seiner Herrschaft willkürlichen Tyrannen zu vermitteln. Nero zeigte sich bei Göttern sehr sprunghaft: Ein Kult, der heute in der Gunst des Kaisers lag, konnte morgen schon wieder auf dessen Abschussliste stehen: Diese These wird vor allem am Beispiel der Dea Syria verdeutlicht, die Nero zunächst verehrte und dann plötzlich wie einen heißen Stein fallen ließ. Bradley führt dabei folgenden Grund an: '[...] he (Nero) had no offcial religious policy; This might then explain the renunciation of the Dea Syria, since her association with the worship of Minerva she lost the attraction of other interests such as those of magicae artes; [...] Nero´s attention to the Dea Syria, which must have been very shortlived, has been seen as the reason behind the building of a sanctuary to the goddess by her devotees on the Janiculum.' Denn als man nicht mehr daran glaubte, dass Dea Syria Zauberkräfte habe, hat Nero sofort den Götterkult gewechselt. Überhaupt ist der Kaiser dieser Glaubensrichtung wohl nur wegen des prächtigen Heiligtums der Göttin, das ihre Anhänger auf dem Hügel Ianiculum gebaut hatten, beigetreten. Daran kann man erkennen, dass Nero diese Göttin nur aus Eigennutz verehrt hat und dass sein Glaube sehr materialistisch geprägt war. Wenn Sueton in Zeile 2 schreibt, dass Nero das Heiligtum mit Urin besudelte, so setzt er ihn gar mit einer wilden Bestie gleich. Denn nur ein monstrum wie z. B. der Wehrwolf in Petrons Werk Satyrica entehrt und schändet einen heiligen Ort. Somit stellt er Nero gleichsam mit einem Tier auf eine Stufe, das seine Triebe nicht unter Kontrolle hat.

Michael Stierstorfer (*1985) hat an der Universität Regensburg Germanistik, Latinistik, Gräzistik, Klassische Archäologie und Erziehungswissenschaften studiert. Darüber hinaus war er während seiner Studienzeit als Intensivierungslehrer für Latein an einem Regensburger Gymnasium tätig. Seit 2012 ist er als Schulbuchautor für Lateinbücher und Mitarbeiter der Herausgeber beim Oldenbourg Verlag in München aktiv. Von 2014-16 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Didaktik der Deutschen Sprache und Literatur an der Universität Regensburg. In seinem interdisziplinären Promotionsprojekt in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Didaktik der Alten Sprachen (Ludwig-Maximilans- Universität München) beschäftigte sich Herr Stierstorfer mit (post-)modernen Rezeptionsdokumenten zur griechisch-römischen Mythologie und deren Potenziale für den Lateinunterricht. Im Rahmen dieses Projekts ist er als Referent auf zahlreichen Lehrerfortbildungen und Kongressen in Deutschland und Österreich tätig und hat 2015 eine internationale Tagung zum Thema 'Verjüngte Antike im Mediendialog' an der LMU geleitet. Seine Forschungsschwerpunkte liegen einerseits auf der Analyse von antiken Motiven in der phantastischen Literatur und andererseits auf dem Umgang mit Märchen und Sagen im Deutsch- bzw. Lateinunterricht. In diesem Zusammenhang hat er bereits mehrere Unterrichtsmodelle in didaktischen Zeitschriften publiziert. Seit Herbst 2016 ist Michael Stierstorfer als Lehrkraft für Latein und Deutsch an einem bayerischen Gymnasium tätig.