Zu Robert Schneiders 'Schlafes Bruder'. Warum der Roman ein Bestseller wurde

Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, , Sprache: Deutsch, Abstract: Einem unerschütterlichen Vertrauen in sich selbst und seine Arbeit und einem ungemein sturen Kopf, wie man ihn sonst nur von einem gewissen Bergvolk aus Eschberg kennt, ist es zu verdanken, dass Robert Schneiders Schlafes Bruder überhaupt veröffentlicht wurde. Obwohl er bereits für die Arbeit an seinem Erstlingsroman den 'Abraham-Wounsell-Award', ein amerikanisches Privatstipendium zur Förderung junger europäischer Autoren, erhielt, fand er nämlich nach der Vollendung im Jahr 1990 zunächst keinen Verlag, der sich seines Werkes annehmen wollte. Erst zwei Jahre und 23 Ablehnungen später wagte der Leipziger Reclam Verlag, der bis dahin kaum Gegenwartsliteratur veröffentlicht hatte, eine vorsichtige Erstauflage von 4000 Exemplaren. Doch dank der weitgehend positiven Stellungnahmen der Kritiker in den größten Tages- und Wochenzeitungen und der Mundpropaganda auf der Buchmesse im Oktober waren bis zum Ende des Jahres bereits 40.000 Stück im Umlauf. Trotz des spärlichen Werbebudgets erregte Schlafes Bruder die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit: Die Werksbesprechung im 'Literarischen Quartett' im November 1992, die Aufführung als Ballett durch das Pfalztheater Kaiserslautern, die Umwandlung in eine Oper durch den Komponisten Herbert Willi und vor allem die Verfilmung durch Joseph Vilsmaier trugen dazu bei, dass der Leser zu Robert Schneiders Schlafes Bruder griff. Nach der Erstausstrahlung des Films im Oktober 1995 gingen im Schnitt 90.000 Exemplare pro Monat über den Ladentisch, und auch 10 Jahre später finden sich immer noch zahlreiche Abnehmer. Kaum zu glauben, dass 23 professionelle Verlage ein derartiges Potenzial eines Werkes nicht erkannt hatten. Und auch der Reclam Verlag bezweifelte einen möglichen Erfolg ihres Schützlings. Wie konnte es dazu kommen? Welche Faktoren trugen dazu bei, dass der Roman so oft abgelehnt wurde und warum konnte er doch noch zu einem derartigen Bestseller werden? Um diese Fragen beantworten zu können, wird im Folgenden versucht, sowohl das triviale als auch das hochliterarische Potential mit Hilfe der jeweiligen Definitionen von Nusser bzw. Heidebrand/Winko sowie einiger Rezensionen herauszufinden, und etwaige Problembereiche bzw. Gründe für die Ablehnung der Verlage herauszufiltern.