Zu Schopenhauers Mitleidsphilosophie - Mitleid und Kunst

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 19. Jahrhunderts, Note: 2, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Philosophisches Seminar), Veranstaltung: HS: Idealismus, Sprache: Deutsch, Abstract: I. Einleitung In den Wirren der Revolution von '48 kommt es in Frankfurt zur Revolte der Arbeiterschaft. Arthur Schopenhauer - besorgt um seine Habe und auch sonst wenig Verständnis für den 'verwässerten Linkshegelianismus' der aufständischen 'Canaille' zeigend - lässt die Soldaten am 18. September 1848 in seine Wohnung, um ihnen das Zielen auf die Aufrührer zu erleichtern; dem Truppenführer gibt er gar seinen 'Opernkucker'- als Visier. Dazu schreibt Rüdiger Safranski: 'Gerade während der Revolutionstage packt ihn die Furie der Selbsterhaltung, die ihn gänzlich stumpf macht gegen die Qualen des sozialen Elends und der politischen Bedrückung, Qualen, für die er sonst in seiner Mitleidsphilosophie ergreifende Worte gefunden hat. Da hockt er in seinem Haus 'Schöne Aussicht Nr.17' und verteidigt sein Principium individuationis auf eine Art, die Don Quichote alle Ehre gemacht hätte. Denn sein Hab und Gut ist wahrlich nicht gefährdet, und ihm selbst will keiner ans Leder. Aber wie nasses Leder zieht er sich um seinen Geldsack zusammen.' Dieser misanthropische Philosoph bekannt als Begründer des metaphysischen Pessimismus und als notorisch schlechter Dienstherr einer zum Krüppel Geschlagenen ist also Schöpfer einer Mitleidsethik - eine Tatsache, die an die Pädagogik eines Rousseau erinnert, der seine Kinder allesamt ins Findelhaus gibt. Die gelebte Pädagogik ist dem einen so fremd wie dem anderen aktives Mitleid mit zum Äußersten getriebenen Menschen. Trotzdem machen beide Handlungen Sinn - ihrer scheinbaren Widersinnigkeit zum Trotz. Dies zu begründen soll die Eingangsfrage der Seminararbeit sein - im Übrigen ein lohnender Aufhänger für eine Themeneinheit 'Schopenhauer' im Philosophieunterricht. Denn gerade die Mitleidsethik ist ein fruchtbarer Einstieg in die Philosophie dieses Menschen- und Lebensfeindes. Sein Mitleidskonzept nämlich führt direkt in 'Die Welt als Wille und Vorstellung' als einer metaphysischen Erklärung einer nicht auf irgendeinem Helfersyndrom begründeten Ethik und schließt mit seiner Askese und Kunstvorstellung. Letztere beeinflusste die Avantgarde des 19. und 20. Jahrhunderts sicherlich mehr als die Philosophie - was einen möglichen Exkurs zu Richard Wagner ermöglichen würde - als prominentestes Beispiel eines Kunstjüngers von Arthur Schopenhauer.

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