Zur Bedeutung der Balintgruppen

In ihrem Buch The Doctor, his Patient and the Illness (1957) beschreiben Michael und Enid Balint die Arbeitsgruppen für Allgemeinärzte an der Tavistock Clinic. Im Zentrum dieser Arbeit stehen die Probleme, die Ärzte mit ihren Patienten haben – es geht also um die Gegenübertragung der Ärzte. Durch freie Assoziation wird die Gruppe in die Lage versetzt, über das Unbewusste des Arztes, der einen Fall präsentiert, in seinem Verhältnis zur Wirkung eines Patienten mehr zu wissen als der Arzt selbst. Das befreit den Arzt von dem Gefühl klinischen Unvermögens und führt zu neuen Formen kreativen Umgangs mit Patienten, die sonst verstockt und kaum behandelbar erscheinen. Balintgruppen unterscheiden sich in ihrer Methodik grundlegend von Supervisionen, in deren Zentrum die Aufgabe steht, den Patienten zu verstehen. Die Methodik der beiden Balints verschmilzt das Psychische mit dem Somatischen. Dadurch bietet sich die Möglichkeit, die Wirkung der frühen Umgebung eines Patienten auf seinen Charakter zu ermitteln sowie auf die körperlichen und seelischen Formen, in denen diese dem Arzt dargestellt werden.