Zur Darstellung und Funktion der "dörper" in Neidharts Winterlied 16.

Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Universität zu Köln (Institut für Deutsche Sprache und Literatur), Veranstaltung: Hauptseminar "Neidhart", Sprache: Deutsch, Abstract: Literarische Konstruktion, realhistorische Personengruppe, karnevalesker Gegenentwurf höfischer Ständekonventionen oder Spiel innerhalb einer diskursiven Formation ¿ die Neidhart-Philologie ringt seit dem 19. Jahrhundert darum, welchen Status den dörpern beizumessen sei. Die Aufmerksamkeit, die die Forschung dem vermeintlich unhöfischen Personal in Neidharts Liedern widmet, zeugt von ihrer interpretatorischen Brisanz. Zugleich thematisiert die Diskussion die methodische Schwierigkeit, mittelalterliche Lyrik in einen gesellschaftsgeschichtlichen Bezugsrahmen einzubinden. Trifft es schlichtweg zu, dass mit den Liedern Neidharts das bäuerliche Milieu Einzug in die mittelalterliche Literatur gehalten habe und ihre literarische Verarbeitung die Bauernfeindlichkeit des mittelalterlichen Adels repräsentiert? Ist dieses lyrisches Personal die literarische Manifestation sozialer Umwälzungsprozesse im österreichischen Raum der Jahrzehnte zwischen 1175 und 12502? Sind sie Ausdruck einer krisenhaften Deformation im Minnesang und einer Umstrukturierung höfischer Wertekonzepte? Oder dient das dörperliche Szenario der Konstituierung einer diskursiven Formation, die soziale Ordnung strukturiert? Anhand des Winterliedcorpus unter besonderer Berücksichtigung von Wl 16 werden verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zur Disposition gestellt und ihre Tragfähigkeit am Primärtext überprüft.

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