Zur Dichotomie des Streitgegenstands im österreichischen Zivilprozess.

Die Kernaufgabe des Streitgegenstands im Zivilprozess besteht in einer Rationalisierungs- und Effizienzfunktion. Kurz: Inwieweit gelingt es dem praktizierten Streitgegenstand zur Zielerreichung beizutragen? Die nationalen Streitgegenstandstheorien divergieren im Sachverhaltselement. »State of the art« ist die Lebenssachverhalts-Abgrenzung, Faschings »rechtserzeugendem Sachverhalt« fehlt es an ausreichender (prozessualer) Autonomie. Keine Theorie ist jedoch hinsichtlich sämtlicher Verfahrensstadien völlig konsistent. Die Kernpunkttheorie dient demgegenüber rein der Verfahrenskoordinierung. Gegenwärtig ist diese definitiv nicht als »echte« Streitgegenstandstheorie zu qualifizieren. Dazu müsste die Wechselbeziehung zwischen Rechtshängigkeitssperre und Anerkennungs(-versagungs-)recht beseitigt werden. Der vom EuGH in der Rechtssache >Gothaer Allgemeine Versicherung / Samskip< postulierte unionsautonome Rechtskraftbegriff kann zur europäischen »Streitgegenstandsdogmatik« letztlich kaum etwas beitragen.

Friedrich Kieweler studied law at the University of Vienna (Mag.iur. 2010, Dr.iur. 2020) and business administration at the Vienna University of Economics and Business (BSc. 2016). From 2011 till 2019 he worked as a university assistant at the Research Institute of Law Development at the University of Vienna. Since 2019, he has been employed as an associate with renowned Viennese law firms. His practice areas include arbitration, civil litigation and enforcement, as well as commercial and distribution law. As a one-year volunteer, he completed infantry officer training and is still active as a militia officer (rank: First Lieutenant) in the Austrian Armed Forces.