Zur Entwicklung von Einzelschulen durch Schulinterne Lehrerfortbildung

Schulinterne Lehrerfortbildung wurde mit Beginn der 1980er Jahre für Schulen entwickelt, um Innovationen der Einzelschule in Gang zu setzen und zu stützen. Der größte Problembereich der Schulinternen Lehrerfortbildung ist ihr Doppelziel. Sie kann die individuelle Lehrerfortbildung bieten und ist auf der anderen Seite so angelegt, dass sie den Rahmen schafft, um kooperativ Probleme einer Schule zu definieren und in einem Arbeitsprozess gemeinsam zu Lösungen für die einzelne Schule zu kommen. Einzuordnen ist die SchiLF aufgrund ihrer Zielsetzung auf der Meso- und Mikroebene einer Schule und damit werden ihre Probleme deutlich.
Schulen als lose gekoppelte Systeme erfordern weder zwingend die Kooperation von Lehrkräften noch die Überwindung der relativen Selbstständigkeit. Die Aufgaben können unabhängig voneinander erledigt werden. Typisch sind verinnerlichte Normen, die ein Eingreifen in den Unterricht einer Lehrkraft ebenso wie ein Intervenieren in deren Arbeit seitens der Kolleginnen und Kollegen untersagen. Die 'Einzelkämpferorientierung' hat in der Schule eine lange Tradition und ist empirisch belegt. Eine Teamorientierung ist allerdings eine notwendige Voraussetzung für eine Schulinterne Lehrerfortbildung, die innerhalb eines Organisationsentwicklungsprozesses der Weiterentwicklung einer Schule dienen soll. Einstellungen der Lehrkräfte, ihre subjektiven Theorien und eine besonders betonte pädagogische Freiheit erschweren kooperatives Lehrerhandeln.
Der Forschungsansatz geht der Hypothese nach, inwieweit es der Einzelschule gelingt, über diese Fortbildungsform zu gemeinsam vom Kollegium getragenen Problemlösungsprozessen zu gelangen. Untersucht wurden 74 Berichte niedersächsischer Hauptschulen und Realschulen über ihre Schulinterne Lehrerfortbildung. Es zeigt sich, dass die Schulen diese Fortbildungsform zur Weiterentwicklung ihrer Schule nutzen, aber ebenso für ihre individuelle Fortbildung, so dass sowohl auf der Meso- als auch auf der Mikroebene gehandelt wird. Die besondere Schwierigkeit des Doppelziels von SchiLF wird durch die Ergebnisse der Analyse bestätigt. Aus der Perspektive der Organisationsentwicklung sind die Ergebnisse einer Schulinternen Lehrerfortbildung durch besondere Merkmale gekennzeichnet und weisen außerdem eine Individual- oder eine Kooperationsorientierung auf. Die Kooperation ist bei der Umsetzung der Ergebnisse einer SchiLF, dem Transfer in den Schulalltag, ein besonderer Problembereich. Insgesamt steht die konzeptionelle Weiterentwicklung der Schule im Hintergrund.
Anhand der Ergebnisorientierungen werden sechs SchiLF-Typen gebildet und das Idealbild einer erfolgreichen SchiLF mit Hilfe der durch die Analyse entwickelten Merkmale konstruiert. Ein '8-Punkte-Plan für eine erfolgreiche SchiLF' bietet Hilfe für die Praxis an.
Die seit 2007 in Niedersachsen eingeführte Eigenverantwortliche Schule benötigt eine von Lehrkräften kooperativ getragene Weiter- bzw. Qualitätsentwicklung, für die sich die Schulinterne Lehrerfortbildung als Instrument anbietet. Insofern bleibt die Frage nach der Entwicklung von Einzelschulen durch Schulinterne Lehrerfortbildung weiterhin aktuell.

Katrin Basold ist seit 1976 als Lehrerin und Schulleiterin im niedersächsischen Schuldienst an unterschiedlichen Schulformen tätig: Grundschule, Gesamtschule, Hauptschule und Realschule. Sie arbeitet inzwischen 15 Jahre als Schulleiterin, seit 2000 als Realschulrektorin. Um dem Beruf einer Schulleiterin gerecht zu werden, studierte sie Mitte der 90er Jahre Personalentwicklung an der TU Braunschweig, ein Weiterbildungsstudium, das auf Führungsaufgaben vorbereitet. Außerdem engagiert sie als sich Referentin in der Lehrerfortbildung, seit 2008 in der niedersächsischen Schulleiterqualifizierung.