Zur Relevanz sozialpädagogischer Freizeitarbeit für erwachsene chronisch psychisch Kranke im psychosozialen komplementären Bereich

Diplomarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1.0, Universität Lüneburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Ziel der vorliegenden Diplomarbeit ist es, die Relevanz sozialpädagogischer Freizeitarbeit für chronisch psychisch Kranke aufzuzeigen. Den Anstoß für dieses Thema erhielt ich während meines halbjährigen Praktikums in der BRÜCKE in Stade, eine Kontakt- und Begegnungsstätte für psychisch kranke und behinderte Erwachsene. Durch das tägliche Zusammensein mit den überwiegend chronisch psychisch kranken Besuchern bekam ich erste Einblicke in ihre vielfältigen Probleme, die sich oftmals als Folgen ihrer Erkrankung einstellten: sei es die Auseinandersetzung mit der Erkrankung selbst, die soziale Ausgrenzung, die Schwierigkeiten bei den alltäglichen notwendigen Aufgaben oder im Umgang mit der Freizeit. Wie viele andere chronisch psychisch Kranke auch, haben die meisten Besucher der BRÜCKE viel freie Zeit, denn sie sind größtenteils erwerbsunfähig, arbeitslos oder leben im (Vor-) Ruhestand. 'Das ist doch schön für sie,' könnte ein Außenstehender sagen, 'dann sind sie befreit von den Strapazen des Erwerbslebens. Die Freizeit wird ihnen gut tun. Denn Freizeit dient, wie man allgemein weiß, der psychischen und körperlichen Regeneration.' Doch wer so denkt, macht es sich zu einfach. Erstens bedeutet freie Zeit nicht gleich Freizeit, zweitens dient Freizeit heute nicht mehr allein der Regeneration und drittens stellt Freizeit an den Menschen vielfältige Anforderungen. Wie in dieser Arbeit gezeigt werden wird, gilt Freizeit heute als Raum zur Selbstverwirklichung, des persönlichen Wachstums und der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, je nach persönlichen Präferenzen und Interessen, Bedürfnissen und Möglichkeiten. Während meiner Tätigkeit in der BRÜCKE sah ich, dass viele der Besucher Probleme mit ihrer Freizeit hatten. Oft mangelte es an Eigeninitiative, Interessen oder Antrieb, um die Zeit aktiv zu gestalten. Ebenso war die Motivation oder das Interesse, sich an den institutionellen Freizeitangeboten zu beteiligen, bei vielen gering, während sie sich gleichzeitig über Langeweile und die Nutzlosigkeit der vielen freien Zeit beklagten. So fragte ich mich nach den Ursachen dieser Freizeitschwierigkeiten. Waren bzw. sind sie ein Ausdruck der chronischen Erkrankung? Oder haben psychisch Gesunde ähnliche Probleme? [...]