Zwei Entgleisungen

Was, wenn jemand freiwillig untätig wird, sich dem Weitermachen verweigert? Er wird als Zumutung empfunden und löst aggressive Impulse aus. Es sollte uns beunruhigen, dass Stillstand als solcher - ob selbst durchgemacht oder bei anderen beobachtet - der unerträglichste Zustand für Menschen scheint. Der Verdacht für den unbezähmbaren Bewegungsdrang zum Weiter, Besser, Schneller, Mehr scheint eine biologische Hypothek ein nicht zu steuernder Ausbreitungsdrang gegen alle Vernunft, Einsicht und mögliche Selbstvernichtung. Satirisch aufbereitet setzt sich Ramm einfach mal hellwach und fit auf einen Stuhl, bereut seine bisherige erfolgreiche Tätigkeit und beschließt, gegen den Wachstumswahn ein Muster an Tatenlosigkeit abzugeben. Er stürzt dadurch seine Familie in eine Krise. Ramms Frau und ihre drei Kinder tragen Ramm samt Stuhl im Garten der Sonne nach und hoffen vergeblich auf seine Genesung. Das Rätsel des Wachstums- und Ausbreitungsdrangs vom Molekül bis zum Mensch auszuleuchten ist Inhalt dieser Story. Ein zweiter Fall von Rückzug und Verweigerung Der Fahrzeugführer Patrick Elias beantragt bei seinem Arbeitgeber, der Bahn, den vorzeitigen Ruhestand. Er stellt den Antrag, nachdem er als Zugführer, ohne es verhindern zu können, einen Selbstmörder auf den Gleisen überrollt hat. Der bei solchen Vorfällen eingeschaltete Psychologe geht von einem verständlichen Schock aus, der Elias im ersten Moment dazu drängt, den Beruf aufzugeben. Zum Erstaunen des Psychologen bestreitet Elias jeden Zusammenhang zwischen dem Suizid-Vorfall und seinem Wunsch nach vorzeitigem Ruhestand. Was ihn zu dem Antrag bewege, sei ausschließlich eine bedrückende Erkenntnis von einer Globalmaschine, die als selbststeuernder Organismus längst die Kontrolle über die Menschen übernommen habe. Er folgt darin der These eines Neobiologen und Mediziners (real existierender Professor in Münster). Die folgende Auseinandersetzung zwischen dem betreuenden Psychologen, der eine intelligent agierende Globalmaschine für gefährlichen, weil deprimierenden Unfug hält und Elias, der nur zu gern - bislang vergeblich - auf eine Widerlegung dieser Annahme wartet, ist Inhalt der Erzählung.

Stefan T. Gruner, geboren in Leipzig, Kindheit in München, Jugend in Bonn. Hotelangestellter und Sprachlehrer in Madrid. Hauptschullehrer in Versmold. Psychologie Abschluss an der Uni Bielefeld. Zusätzliche Ausbildung zum Gesprächstherapeut. Interner Trainer und Schulungsleiter in Pharma-Unternehmen. Anschließend freier Trainer mit Schwerpunkt Teamtraining, Konfliktlösung, Mediation. Verheiratet in Bielefeld, eine Tochter. Veröffentlicht mehrere Romane, Lyrik, Essays, Erzählungen

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