Zwischen Evolution und Stagnation - Die Entwicklung des Wohlfahrtsstaates auf den Philippinen

Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Politik - Region: Ferner Osten, Note: 1,3, Freie Universität Berlin (Otto-Suhr-Institut für Polititkwissenschaften), Veranstaltung: Seminar zur Politk und Gesellschaft in Südostasien, Sprache: Deutsch, Abstract: Betrachtet man die Entwicklung der Wohlfahrtsregime im Osten und Südosten Asiens, so fällt auf, dass sie ihre heutige Ausprägung zumeist relativ spät erreicht haben, jedenfalls wenn man sie mit dem 'wohlfahrtsstaatlichem Vorreiter'1 Deutschland vergleicht. Die Gründe hierfür sind vielfältig, für eine erschöpfende Aufzählung ist hier nicht der Raum. Mit dem negativen Einfluss japanischer und europäischer Kolonisation und sich daran häufig anschließender, einheimischer autoritärer Herrschaft, dem Vorhandensein tradierter soziokultureller Wertesysteme und der (von Japan abgesehen) spät einsetzenden Industrialisierung seien wichtige Gründe für die verzögerte Entwicklung moderner asiatischer Staatlichkeit und damit auch Wohlfahrt genannt.2 Aus dieser Reihe 'wohlfahrtsstaatlicher Spätzünder' ragt jedoch ein Land auffällig heraus, passt es doch nicht bruchlos in den Entwicklungsweg der Wohlfahrtsregime Ost- und Südostasiens: Die Republik der Philippinen. Nur noch Japan, welches sein Wohlfahrtssystem zwischen den Weltkriegen nach deutschem Vorbild gestaltete,3 kann im ostasiatischen Raum auf eine längere Tradition staatlicher Versuche eine soziale Grundsicherung zu implementieren zurückblicken. Diese wohlfahrtsstaatliche Entwicklung auf den Philippinen soll Thema dieser Arbeit sein. Wie dem Titel entnommen werden kann, ist der philippinische Wohlfahrtsstaat dabei in zwei Phasen zu unterteilen: Einer früh einsetzenden Evolutionsphase folgt der Übergang in eine bis heute andauernde Phase der Stagnation. Dabei stehen verschiedene Fragen im Mittelpunkt, die an dieser Stelle beantwortet werden sollen: Warum unternahm das Land im Vergleich zu anderen in der Region relativ früh erste Versuche, Wohlfahrtspolitik zu betreiben? Was sind die Determinanten gewesen, die den Anstoß hierfür gegeben haben? Welche Entwicklungen können während der Diktatur des Marcos-Regimes festgehalten werden? Schließlich: Warum wirkte sich trotz großer sozialer Probleme im Land und dem damit vorhandenen Bedarf an weiterer wohlfahrtsstaatlicher Entwicklung, die Demokratisierung nicht positiv aus, sondern kam es im Gegenteil zum Eintritt in eine stagnative Phase, die immer noch nicht überwunden ist? [...] 1 Schmid 2002, S. 1099 2 Vgl. Wallraf/Gottwald 1999, S. 345 3 Vgl. Aspalter 2001, S. 18 f.; Wallraf 1999; Anderson 1993