Zwischen Repression und Selbstorganisation: die Ruhrpolen

Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Geschichte Europas - Neuzeit, Absolutismus, Industrialisierung, Note: 2,0, Freie Universität Berlin (Friedrich-Meinecke Institut), Veranstaltung: Migration, zur Geschichte der Einwanderung nach Deutschland, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Geschichte der Polen im Ruhrgebiet ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Statt dessen ist die Annahme eines 'ethnisch homogenen Deutschlands'1 während des Kaiserreichs weit verbreitet. Die Spuren der polnischen Migranten und ihres Lebens sind heute kaum mehr sichtbar. Deshalb auf einen erfolgreichen Integrationsprozess zu schließen, ist allerdings nicht angebracht. Vielmehr wurde die polnische Minderheit und ihre mit der Zeit entstehenden Organisationen beobachtet und sogar bekämpft. Die Gründe für die Unterdrückung lagen größtenteils außerhalb des Ruhrgebiets, nämlich in den Ostprovinzen2. Die Methoden und Maßnahmen im Westen reflektierten die Germanisierungspolitik der Administration im Osten. Polen sahen sich aufgrund ihrer Herkunft dem Generalverdacht ausgesetzt, die kaiserliche Nation zu gefährden. In dieser Hausarbeit wird der Entwicklungsweg der Polen im Ruhrgebiet nachvollzogen und Faktoren ihrer (Nicht-) Integration aufgezeigt. Zunächst werden in Teil 2 die Gründe der Migration behandelt, die primär in der Überbevölkerung in den Ostprovinzen und der Anziehungskraft der Industrialisierung im Ruhrgebiet lagen. Die Lebensbedingungen der Polen im Ruhrgebiet werden ebenso dargestellt. Teil 3 zeigt die generelle Linie der Polenpolitik im Deutschen Kaiserreich. Sie war in den Ostprovinzen durch die konsequente Germanisierungspolitik der Regierung gekennzeichnet, um polnische Bestrebungen nach einer eigenen Nation zu verhindern. Besondere Aufmerksamkeit fand die Bekämpfung der polnischen Sprache als einigender Ausdruck der Kultur. Auch im Ruhrgebiet wurde das Polnische von den Deutschen nicht akzeptiert und bekämpft, deutsche Verordnungen wurden beispielsweise nicht übersetzt und öffentliche polnischsprachige Versammlungen verboten. Um grundlegende Bedürfnisse, zum Beispiel nach Seelsorge und Gemeinschaft, zu erfüllen, gründeten die Polen eigene Vereine, Medien und eine Gewerkschaft. Die polnischen Organisationen fanden starken Zuspruch bei den Zugewanderten. Sie gerieten aber durch die Verbote und die politische Entwicklung vor dem Ersten Weltkrieg zusehends unter Druck. [...] 1 Krampen, Nele: Minderheitem im kollektiven Gedächtnis - Vom Vergessen und Erinnern der historischen polnischen Minderheit in Deutschland, in: Pallaske, Christoph: Die Migration von Polen nach Deutschland - Zu Geschichte und Gegenwart eines europäischen Migrationssystems, Baden-Baden 2001, S. 77. 2 Dazu gehören: Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Posen, Schlesien.