Wo kein Täter, da kein Opfer? Gewalttätige Auseinandersetzungen scheinen ohne die Zweierbeziehung zwischen Täter und Opfer kaum denkbar. Dennoch finden sich in der Geschichte immer wieder Konflikte, deren Verlauf, Komplexität und Überlieferung derart eindeutige Rollenzuteilungen nicht zulassen und darüber hinaus ohne den Dritten als Kategorie weder genau zu beschreiben noch schlüssig zu erklären sind. Im Mittelpunkt dieses Sammelbandes stehen Fragen danach, wie Täter zu Tätern werden und Opfer zu Opfern. Steht allein die Gewalt als Handlung im Vordergrund oder müssen zusätzliche Bedingungen erfüllt sein, um diese Rollen einnehmen zu können? Welchen Einfluss haben Rollenzuschreibungen auf die Selbstwahrnehmung und das Verhalten von Gruppen und Gemeinschaften? Können Täter zu Opfern werden und umgekehrt? Die Themen reichen von militärischen Einquartierungen, nordafrikanischen Korsaren und kroatischen Söldnern im 17. Jahrhundert über die Rolle von Dritten und Handlungstheorien in Gewaltsituationen, islamischen Konkubinen bis hin zu den Troubles im Irland der Zwischenkriegszeit.

Philipp Batelka, M.A., ist Projektmitarbeiter der Forschergruppe »Gewaltgemeinschaften« an der Justus-Liebig-Universität Gießen.