Zwischen Widerstand und Zustimmung - Die Zerrissenheit der evangelischen Christen im Naziregime am Beispiel des Völkermordes an den Juden

Studienarbeit aus dem Jahr 1997 im Fachbereich Theologie - Historische Theologie, Kirchengeschichte, Note: 1,75, Universität Münster (Fachbereich Politikwissenschaften), Veranstaltung: Evangelische Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Verbrechen des Nazi-Regimes markieren einen grausamen Höhepunkt in der deutschen Geschichte. Viele waren daran beteiligt - auch und nicht gerade selten evangelische Christen. Andererseits hat der Protestantismus auch Persönlichkeiten hervorgebracht, die sich ungeachtet der Risiken, die für ihr eigenes Leben bestanden, für die Verfolgten einsetzten, sie versteckten oder ihnen die Ausreise ermöglichten. Die Besatzer gingen gleich nach dem Krieg davon aus, daß die Deutsche Evangelische Kirche (DEK) als ganzes zum deutschen Widerstand zu zählen sei. Dabei variierten die Auffassungen zwischen Zustimmung, radikaler Ablehnung und Schweigen. Die unterschiedlichen Rollen der DEK während der Nazi-Schreckensherrschaft bestimmt auch heute noch das Verhalten der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) zur Politik. Sie versucht durch die Veröffentlichung von Stellungnahmen z.B. zur Asyl- oder Sozialpolitik aus den Versäumnissen und Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Also scheint es Versäumnisse und Fehler gegeben zu haben. Um das Ausmaß der Extreme zwischen 1933 und 1945 in der evangelischen Kirche zu untersuchen, habe ich zwei Institutionen und eine Person für diese Arbeit ausgewählt. Ihr Verhalten gegenüber dem Völkermord an den Juden ist hierfür relevant. Im ersten Teil steht die nationalkirchliche Bewegung ,,Deutsche Christen' im Mittelpunkt. Interessiert hat mich hier die Frage, ob die Deutschen Christen ,,nur' zu den Verbrechen an den Juden geschwiegen oder aber sie aktiv unterstützt haben. Der zweite Teil der Arbeit befaßt sich mit der Bekennenden Kirche (BK). Hier ist die Frage, ob die BK Widerstand gegen die Judenverfolgung geleistet oder aber sich einzig um sich selbst gekümmert hat, Ausgangspunkt der Untersuchung. Im Wesen des Protestantismus liegt es, daß in den Institutionen unterschiedliche Strömungen zu finden sind, wenn auch ein Konsens herrscht über gemeinsame Ziele und Aufgaben. Dies werde ich in der Untersuchung berücksichtigen. Im dritten Teil widme ich mich der Person Dietrich Bonhoeffers. Der Berliner Privatdozent für evangelische Theologie war zwar Mitglied der Bekennenden Kirche, hat sich aber schon früh mit für seine Zeit ungewöhnlichen Auffassungen zu den Themen Rassenideologie der Nazis und Judenverfolgung hervorgetan und von der BK isoliert. Auch sein Schritt in die Konspiration, in der er als bekennender Pazifist auch Gewalt zur Stürzung Hitlers befürwortete, hebt sich von der allgemeinen Auffassung der BK ab.

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