Zwischen den Zeilen des fünften Evangeliums

Die Bibel und insbesondere das Neue Testament sind aus literarischer Sicht keine objektiven Tatsachenberichte, sondern wurden von den Evangelisten als Werbeschriften konzipiert. Immerhin gibt es ja vier kirchlich anerkannte Evangelien und nicht das eine, wobei dem Evangelisten Markus als dem Erfinder der Schriftgattung "Evangelium" eine besondere Rolle zukommt. Gedacht und gesprochen wurden die Inhalte aber zuerst auf Hebräisch/Aramäisch und die Welt vor 2000 Jahren war nicht weniger kompliziert als heute und die Menschen nicht weniger verunsichert und verwirrt. Die Schriftfunde von Qumran lassen erkennen, dass sich zur Zeit im Judentum bis zu 70 verschiedene Gruppen miteinander konkurrierten. Diese vertraten oftmals sehr unterschiedliche Auffassungen. In ca. 40 Jahren habe ich als Lehrer und Sammler hintergründige Fakten und Informationen zusammengetragen und nicht zuletzt bin zu der Meinung gelangt, dass die Faktoren Macht und Geld auch damals schon einen gewichtigen Anteil am Tod Jesu hatten. Aber auch zwischen der Kirchenkrise unserer Tage und der Krise des Judentums zur Zeit Jesu in einem von fremden Mächten besetzten Land lassen sich durchaus Parallelen entdecken.

Der Autor wurde 1954 in der niederbayerischen Stadt Landshut geboren. Nach dem Abitur 1974 im oberbayerischen Fürstenfeldbruck studierte er nach Ableistung des Wehrdienstes von 1975 bis 1981 die Fächer Katholische Theologie und Anglistik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. 1979 /1980 verbrachte er ein Jahr als deutscher Fremdsprachenassistent in Nordirland. Ab 1982 unterrichtete er bis zum Eintritt in den Ruhestand 2020 38 Jahre lang an Gymnasien in München und Landshut die Fächer Katholische Religionslehre und Englisch.