Ein Gedicht kann in allem stecken: in Computerfehlermeldungen, in Schlagzeilen der Yellow-Press, in Nekrologen ebenso wie in der Bundesligatabelle oder auch in standardisierten Antwortschreiben von Preiskomitees und Verlagen. Der Autor Clemens Schittko ist jemand, der Gedichte eher findet als erfindet. Seine listenartigen Textgebilde zeigen uns in analoger Form die Absurditäten der digi- talen Welt, die einer zunehmend absurden realen Welt entspringen, ja selbst Teil davon sind. Schittkos poetische Verfahren der Kumu- lierung verweisen auf heutige Produktions- und Kontroll-Hyper- trophie. In der monomanischen Zurschaustellung sprachlicher Fundstu¿cke werden die Perfidien massenmedialen Bewusstseins- schwindels offenbar. Dem spätkapitalistischen Blues stellt Schittko melancholisch geto¿nte Anti-Gedichte u¿ber Liebesleid und Tod zur Seite: wahre Kleinode von Selbstironie und stilistischem Under- statement. Clemens Schittkos poetischer Konzeptualismus geho¿rt zu den originellsten Beiträgen deutschsprachiger Lyrik heute.

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