berufsbildung Heft 192, Dezember 2021
Autor: | Marianne Friese, Dieter Münk |
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EAN: | E072121991944 |
eBook Format: | |
Sprache: | Deutsch |
Produktart: | eBook |
Veröffentlichungsdatum: | 17.12.2021 |
Untertitel: | Zeitschrift für Theorie-Praxis-Dialog |
Kategorie: |
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Bildungspersonal in der Coronakrise (update), Heft 192, Dezember 2021. Heftbetreuung: Uwe Faßhauer und Karl-Heinz Gerholz
Berufsbildungsarbeit in der Pandemie als Sisyphosarbeit
Sisyphos wird eine große Weisheit und Klugheit zugeschrieben. Verbunden wird er aber in der Regel mit seiner Strafarbeit, auf ewig einen Felsbrocken einen Berg hochzuschieben, welcher immer wieder hinunterrollt, kurz bevor der Gipfel erreicht ist. Eine – so die Sage – unendliche Aufgabe ohne Lösung. Gleichzeitig könnte man Sisyphos aufgrund seiner Weisheit und Klugheit zuschreiben, dass er eine Vision hatte und diese trotz seiner nicht endenden Strafarbeit mit den Felsbrocken im Blick behielt. Die Vision eines Tages erreicht zu haben, bekommen wir von Sisyphos zu der andauernden Pandemie: Auch hier könnten sich Akteure im Berufsbildungssystem etwas wie Sisyphos fühlen. Trotz aller Hoffnungen und Impfmöglichkeiten, die Pandemie in einen endemischen Zustand zu überführen, scheint kein Ende in Sicht. Ganz aktuell in den Wochen des Erscheinens der hier vorliegenden Ausgabe sind die Auswirkungen der „vierten Welle“ in vielen gesellschaftlichen Bereichen dramatisch. Die Akteure der Berufsbildung dürften sich vielfach wie in einer Zeitschleife gefangen fühlen, ähnlich wie Sisyphos am Berg.
Dies hat konkrete und anhaltende Folgen für die Berufsbildung. Auf struktureller Ebene kann der Blick auf die Besetzung neuer Ausbildungsplätze im Dualen System gerichtet werden. Hier deutet sich an, wie tiefgreifend die Folgen fehlender Berufsorientierungs- und Rekrutierungsmaßnahmen sowie die Verunsicherung von Jugendlichen im Hinblick auf ihre eigene berufliche Zukunft die bisherigen Problemlagen des demografischen Wandels und veränderten Bildungsverhaltens von jungen Menschen durch die Pandemie verstärken. Digitale Beratungs- und Informationsangebote konnten die Präsenzkontakte hier nur schwerlich ersetzen (Heisler 2021, in diesem Heft). Laut einer aktuellen Studie des IAB konnten bis Oktober d. J. fast 40 % der angebotenen Ausbildungsplätze nicht besetzt werden (IAB 20211). Dies unterstreicht die vermutete katalytische Wirkung der Corona- Pandemie, die nicht nur die Chancen, sondern eben auch die Problemlagen am Ausbildungsmarkt verstärkt (Faßhauer 2020, berufsbildung, H. 185).
Auf individueller Ebene ist, nach Einschätzung der für diese aktuelle Ausgabe erneut befragten Akteure, auch an beruflichen Schulen die Gruppen psychisch auffälliger Schülerinnen und Schüler größer geworden, haben viele den Kontakt untereinander sowie zu Schule und Unterricht vor allem auch im Übergangssektor verloren.
Ausstattung, Rechtssicherheit und Datenschutz sowie veränderte Aufgabenbereiche für Lehrende, die z. T. als belastend erlebt werden, zeigen sich über die gesamte Zeit in der Pandemie (Anselmann et al. sowie Heisler 2021, in diesem Heft).