via resurrectionis

«Wir sind auf den ?Auferstehungsweg? geraten. Fast ohne es zu merken. Je lauter die Medien den ?Kreuzweg? von Kindern und Jugendlichen, von Vätern und Müttern und Alten in die Welt schreien, umso leiser und beharrlicher verbreitet sich der Auferstehungsweg der Unterdrückten. Jetzt. Mitten unter uns. Im Verborgenen. Das macht die Grossen zittern und die Kleinen hoffen - diese grosse, verborgene Stille und dieses aufmerksame Schweigen vieler, die nicht mehr einfach alles hinnehmen. Sie stehen auf und brechen auf zu einem neuen ?Exodus? in·eine neue Welt. Gerade so wie damals das Volk Israel in Ägypten. Nur sammeln sie sich in kleineren Gruppen und viel unscheinbarer, fast unauffällig. Einfach so. Ich zähle mich auch zu ihnen. 28 Jahre war ich Pfarrer in der reformierten Schweizer Kirche. Zuvor Goldschmied. Nach dem 50. Lebensjahr fand ich die Einheit von Theologe und Künstler. 1979 zog ich in die Stille, in Verbindung mit einer katholischen Eremitengemeinschaft im toskanischen Appenin. Ausgelöst durch das Meditationsbild des Niklaus von Flüe, entfaltete sich mir hier der Auferstehungsweg. Sein Geheimnis berührte jenen jungen Katalanen auf seinem Pilgerweg zu Fuss von Calais nach Rom, als er in meiner Cella die acht Ikonen schaute. Für ihn schrieb ich später die acht Meditationen. Ich erkannte: Was ihm und mir geschah, muss typisch sein für das, was heute vielen geschieht: ein Aufbrechen von zuinnerst - ein Exodus aus der Welt der Sklaverei und des Todes in eine Welt der Freiheit und des Lebens.» Josua Boesch

Josua Boesch (1922-2012) ist als moderner Mystiker bekannt wie als Schöpfer von Metallikonen und Übersetzer biblischer Texte in die Zürcher Mundart. Der reformierte Pfarrer und gelernte Goldschmied schuf ein Werk, das sich aus dem Evangelium, der Stille und Kontemplation speist und bis heute nichts von seiner Faszination verloren hat. Ausgebildet zum Gold- und Silberschmied, studierte Josua Boesch reformierte Theologie in Zürich, Basel und Bielefeld und war fast dreissig Jahre lang Pfarrer in verschiedenen Gemeinden der Schweiz. Dann verliess er Familie und Beruf zugunsten eines kontemplativen Lebens in einem italienischen Eremitenkloster. In der Tradition ostkirchlicher Ikonen begann er, Kunstwerke zu schaffen, indem er «unedles» und «edles» Metall miteinander verband: Messing, Kupfer, Silber und Gold. Seine reduzierten, ausdrucksstarken Ikonen wie seine Texte dazu zeigen Josua Boesch als spirituellen Suchenden und wachen Zeitgenossen. Sein 100. Geburtstag bietet Anlass für eine vertiefte Beschäftigung mit seinem Werk und eine Neuauflage verschiedener Bücher von Josua Boesch.

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