"...weine ich täglich um meinen Vater"

Der Autor geht in dem nun in 2. neu bearbeiteter und erweiterter Auflage erschienen Buch am Beispiel seiner Heimatstadt der Frage nach, wie die bis heute kolportierte 'antifaschistisch-demokratische Neuordnung' in Wirklichkeit aussah, wie die Sozialdemokratie im Zuge der planmäßigen Stalinisierung ausgeschaltet und die sich neu begründenden bürgerlichen Block-Parteien CDU und LDP ebenfalls mit Mitteln psychischer und physischer Gewalt 'gesäubert' und gleichgeschaltet wurden. Aufgezeigt wird an vielen Einzelfällen, wie 'Kapitalisten', Vertreter der Politik, der Verwaltung, der Kultur, der Kirchen und Bürger des Alltags unter den oft irrsinnigsten Anschuldigungen in den sowjetischen Speziallagern der SBZ, in den Gulags der Sowjetunion oder vor den Hinrichtungskommandos landeten und die Überlebenden oft weitere Jahre in den Zuchthäusern des SED-Regimes zubringen mussten. Dabei weist die vorliegende Untersuchung am Beispiel der damals östlichsten Großstadt Deutschlands, einer 'Stadt mit der höchsten Umsiedlerdichte der SBZ', weit über den lokalen und regionalen Rahmen hinaus. Stimmen zum Buch: Ein Beitrag zur Aufarbeitung, der sich zwischen wissenschaftlicher Analyse und historischem Gedenken bewegt ... Kabus ist dabei der Erste, der sich der vielen Facetten des Themas in einer Mikrostudie annimmt. ... Der Autor liefert eine beeindruckende Rechercheleistung ab ... Auch Querverweise auf bisher untererforschte Themen, wie die "Speziallager" östlich der Oder, sind nicht zuletzt ein Verdienst des Buches. Friedrich-Ebert-Stiftung, Archiv für Sozialgeschichte, 54/2014. Die vorbildliche Darstellung der Einzelschicksale, die ausführliche Schilderung der unmenschlichen Terrororganisationen und -instrumente, die menschenrechtsverletzende und brutale Vorgehensweise der sowjetischen Geheimdienste, Militärgerichte, das feige Verhalten der Denunzianten, das alles und viel mehr ... mit bestechender Klarheit und Genauigkeit. Dr. Wolfgang Hardegen, jugendlicher politischer Häftling im sowjetischen Speziallager und DDR-Zuchthaus Bautzen von 1947 bis 1955.

Ronny Kabus - 1947 in Görlitz geboren - ist promovierter Historiker. Infolge seiner kritischen Haltung zur Biermann-Ausbürgerung 1976 und der damit verbundenen Kulturpolitik der SED verlässt er den Schuldienst in seiner Heimatstadt. Er findet Zuflucht im reformationsgeschichtlichen Museum 'Staatliche Lutherhalle' Wittenberg (heute Lutherhaus), wo er über ein Jahrzehnt als wissenschaftlicher Mitarbeiter, stellvertretender Direktor und Direktor tätig ist. Nach anhaltender Bedrängung durch SED und MfS übersiedelt er mit seiner Familie noch vor der 'Wende' in die Bundesrepublik. Dort leitet er das im Aufbau befindliche Zonengrenz- und Universitätsmuseum Helmstedt bevor er für 1 ½ Jahrzehnte Direktor des Ostpreußischen Landesmuseums in Lüneburg wird. Im Mittelpunkt seines breit gefächerten Wirkens stehen vor allem Forschungen zu den Opfern historischer Prozesse, so u. a. auch zu den während der Nazidiktatur verfolgten Juden.

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