Amerikanische Freizeitkultur als soziale Herausforderung. Die Debatte um Großbritanniens Hörfunk- und Kinoprogramme während der Zwischenkriegszeit

Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Zeitalter Weltkriege, Note: 1,3, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Historisches Seminar), Veranstaltung: Großbritannien 1890-1945, Sprache: Deutsch, Abstract: EINLEITUNG Bereits um 1900 begünstigten sukzessive Arbeitszeitverkürzungen und steigende Reallöhne in den wirtschaftlich prosperierenden Regionen Europas das Entstehen einer völlig neuartigen Freizeitindustrie, deren rasche Expansion jedoch erst zwischen den beiden Weltkriegen einen vorläufigen Zenit erreichte. Erfolgreiche Vorbilder lieferten hierbei vielfach die standardisierten Unterhaltungsangebote der US-amerikanischen Massenkünste. Dass diese - im Interesse hoher Profitraten - die ästhetischen Maßstäbe der bislang unangefochten als sinnstiftend respektierten nationalen Hochkulturen von Anfang an ignorierten und stattdessen fast ausschließlich den Geschmack eines breiten Publikums bedienten, löste bekanntlich nicht bloß in den Kreisen des deutschen Bildungsbürgertums, sondern auch unter den Intellektuellen Frankreichs und Großbritanniens heftige Kritik aus. Als die damals attraktivsten Medien kommerzieller Freizeitgestaltung rückten neben dem Trivialroman und der populären Presse vor allem der Film, die Unterhaltungsmusik und das Varieté in den Mittelpunkt des kulturellen Diskurses der Zwischenkriegszeit. Deshalb soll auf den folgenden Seiten am Beispiel von Hörfunk [2] und Kino [3] untersucht werden, mit welchen Diagnosen bzw. Reformansätzen die geistigen Eliten des Vereinigten Königreiches auf die wachsende 'Amerikanisierung' der britischen Massenkultur zwischen 1918 und 1939 reagierten und ob sie mit letzteren tatsächlich das Freizeitverhalten der adressierten Bevölkerungsschichten nachhaltig zu steuern vermochten. Sowohl die Sozialgeschichte des 'Listeningin' als auch diejenige der Lichtspiele darf seit Ende der 1980er Jahre als relativ gut erforscht gelten : Mit der BBC und ihrem Auditorium haben sich insbesondere die Historiker Asa Briggs und Mark Pegg intensiv auseinandergesetzt ; für die Ära des 'Dream Palace' genießt die gleichnamige Monographie Jeffrey Richards4 noch immer den Rang eines Standardwerkes. Allerdings existieren zu den Freizeiterwartungen der 'Massen' mit den wenigen, bis zu Beginn des II. Weltkrieges erhobenen lokalen 'Mass-Observations'5 keine wirklich repräsentativen Quellen...

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