Augenweide

Eigentlich will sich der junge Mann Carolus im Frühjahr 1248 nur einige Monate 'umsehen', bevor er seine Ausbildung unter den allerersten Studenten des soeben eingerichteten 'Studium Generale' der Dominikaner in Köln beginnt. Und seine Gönner, der Herzog von Brabant und seine ehemals königliche Schwester Beatrix, finanzieren zu diesem Zweck einen mehrwöchigen Studienaufenthalt in der noch jungen Universität Oxford. Doch was Carolus - selbst Mönch aus dem wallisischen St. Maurice - dann auf seiner Reise durch den Norden Frankreichs, durch England und wieder zurück nach Köln zu sehen bekommt, das sprengt - buchstäblich - sein Vorstellungsvermögen. Vom ersten Schiesspulver bis hin zu wertvollen Steinen und exotischen Familienverhältnissen, durch schwere Stürme und wild saufende Bauleute an den soeben entstehenden ersten gotischen Kathedralen, bis hin zum Leben und Leiden der Juden in der Diaspora, der Zerstreuung, und ihrem immerwährenden Wunsch nach Heimkehr - des jungen Carolus Augen gehen immer mehr weg von den sichtbaren Dingen, zu den 'grossen', den unsichtbaren. Und als er schliesslich den später zu grösster Berühmtheit gelangenden Thomas von Aquin als Mitstudenten und Freund in Köln trifft, entspinnt sich geradezu ein innerer Kampf um die tiefsten Dinge des Lebens: Sein und Zeit und Gott und Bestimmung. Die 'Augenweide', die Carolus schliesslich sucht, die kann man gar nicht sehen, und fast in einem Paradox angelangt, ahnt er schliesslich doch, wo die Lösung liegen könnte. Denn seine Begegnungen - und mehr seine Ahnungen und Träume - verändern ihn. Fundamental.

Pierre Maurice hat in Deutschland, England und der Schweiz Philosophie, Geschichte, Sinologie sowie weitere technische und rechtliche Themen studiert und z. T. auch unterrichtet. Als PR-Mann, Journalist und Ghost-Writer kam er mit einer Vielzahl von zum Teil bedeutenden Persönlichkeiten und Künstlern zusammen und hat mit ihnen oder für sie gearbeitet. Einfluss auf sein Denken haben antike oder mittelalterliche Autoren, wie Aristoteles, Paulus, die Stoiker, Augustinus oder Luther. Unter den Modernen ist der Einfluss Husserls und Heideggers, aber auch von J. Searle spürbar. Die fiktiven Gestalten seiner Erzählungen «kreuzen» sich regelmässig mit historisch gut greifbaren «tatsächlichen» Figuren, deren Umfeld und Realität Pierre Maurice so exakt es geht porträtiert, bzw. in seine Geschichte mit einbezieht. So entsteht ein Kaleidoskop der von ihm beschriebenen Zeiten und Situationen, das - in der Diktion und Vorstellungswelt einer vergangenen Zeit - Gegenwärtiges paradigmatisch reflektiert.

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