Das Blau des Sprachspiels

Das Buch führt in Wittgensteins experimentelles Denken ein, das demjenigen Nietzsches ähnelt, und es zeigt ansatzweise, wie postmoderne und pragmatische politische Philosophien auf Wittgensteins späterer Sprachphilosophie aufruhen. Obgleich diese selbst kaum politische Perspektiven entfaltet, zerbröseln im Spiel der Sprache essentialistische und allgemeine Bestimmungen der Politik - man denke an Volk, Nation, Sozialismus, Kapitalismus oder an Geopolitik, Souverän und Entscheidung. So entwirft sich Politik vor dem Hintergrund von Sprachspiel, Ereignis und Verantwortung individualistisch und hedonistisch, aber kommunikativ. Denn die Sprache verbindet nun mal die Zeitgenossinnen, wiewohl im individuellen Interesse, was sich aber niemals atomistisch generieren kann, vielmehr Gesellschaft und Umwelt braucht und zwar als zivilgesellschaftliche und emanzipatorische Aktivitäten. Dabei kehren jenseits jeglicher Revolutionshoffnungen auch soziale Fragen wieder, in die jene ehemals einzige soziale Frage angesichts des Sprachspiels zerfällt. Politisches Denken entfaltet dabei eine spielerische Ironie, mit der man Nationalismus, Fundamentalismus und Totalitarismus am nachhaltigsten politisch begegnet, wenn sich dadurch deren besessene Bemühungen um Ernsthaftigkeit als zufällig, illusionär und gewalttätig entpuppen. Wie schrieb doch Wittgenstein: "Was ich lehren will: von einem nicht offenkundigen Unsinn zu einem offenkundigen übergehen."

Professor für Politische Philosophie am Geschwister-Scholl-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehr- und Prüfungsbeauftragter an der Hochschule für Politik München, seit 2004 regelmäßiger Gastprofessor an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität Innsbruck. Aktuelle Bücher: Involution oder Revolution - Vorlesungen über Medien, "Bildung und Politik" an der Universität Innsbruck 2013-17, Books on Demand 2017; Was ist politische Philosophie, Campus Studium 2012; Albert Camus als politischer Philosoph, Innsbruck University Press 2015; Die Macht der Verantwortung, Karl Alber Hinblick 2010; Politik zwischen Verstehen und Werten - Hermeneutik als politische Philosophie, SVH 2016; Macht, Gewalt, individueller Widerstand - Staatsverständnisse im Existentialismus, Nomos 2015.

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