Das Ende der Barbarei

Die Kriegstoten und Massengräber sind Dispositive der europäischen Geschichte: 'Es ist das Sterben am Wegesrand, in der Panzerschlacht, in der Namenlosigkeit und Wegelosigkeit, in den brennenden Städten weit unten.' Der Essay greift diesen von Karl Schlögel formulierten Gedanken auf und argumentiert, die moderne europäische Idee habe sich aus der Botschaft der europäischen Kriegstoten und aus dem Geist der unmittelbaren Nachkriegszeiten entwickelt. Diese Zeiten waren geprägt von dem Versuch, der allgemeinen Sprachlosigkeit angesichts der Barbarei auf Europas Schlachtfeldern eine zukunftsträchtige politische Vision entgegenzusetzen: eine zivilgesellschaftliche und politische Alternative namens Europa.

Der Essay erinnert mit Hilfe der Geschichtsphilosophien von Walter Benjamin und Hannah Arendt daran, dass das europäische Projekt nur dann eine Zukunft hat, wenn sich die Europäer wieder auf die Ursprünge dieses europäischen Gedankens konzentrieren: Die Einbeziehung des Anderen, die Rückbesinnung auf eine mentalitätsgestaltende Politik, die der voranschreitenden europaweiten Entsolidarisierung entgegentritt.



Jürgen Nielsen-Sikora, geb. 1973, studierte von 1995 bis 1999 an der Universität zu Köln und der Freien Universität Berlin Philosophie, Pädagogik, Geschichte und Psychologie und promovierte 2002 an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln in den Fächern Philosophie, Psychologie und Pädagogik. Dort war er bis 2012 als Akademischer Mitarbeiter am Historischen Seminar II der Universität zu Köln tätig und ist nun Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Sankt Augustin.

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