Nachdem Rituale in den Sozial- und Humanwissenschaften mit Ausnahme der Ethnologie in den letzten Jahrzehnten kaum thematisiert worden sind, l finden sie seit einiger Zeit wieder verstärkt Beachtung. Für die Entstehung, Aufrechterhaltung und Veränderung des Sozialen haben sie eine weitaus größere Bedeutung als dies im allgemeinen angenommen wurde. Zu einem besseren Verständnis der sozialen Bedeutung von Ritualen beizutragen, ist das Ziel dieser Untersuchung. Sie geht davon aus, daß Kontinuität beanspru­ chende soziale Prozesse häufig als Rituale inszeniert und aufgeführt werden. Als rituelle Handlungen werden soziale Prozesse bezeichnet, die nach Inten­ tion, Inhalt und Kontext sehr unterschiedlich sein können. Zur Erforschung ritueller Situationen ist es daher erforderlich, mehrdimensionale Konzepte rituellen Handeins zu entwickeln. Dabei muß von einem grundsätzlich nicht einholbaren Bedeutungsüberschuß ritueller Prozesse ausgegangen werden, der in ihrem körperlichen und performativen Charakter sowie in ihrer Einge­ bundenheit in historische und kulturelle Kontexte begründet liegt. Angesichts dieser Situation ist es zunächst sinnvoll, einige Aspekte rituellen Handeins zu skizzieren, die in unserer Untersuchung zentral sind und ohne deren Berück­ sichtigung Rituale und Ritualisierungen nicht angemessen erforscht werden können.

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