'Dem Namen nach zu urteilen...' - Antisemitische Namenpolemik und Namenpolitik als Mittel nationalsozialistischer Feindbildmalerei

Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,0, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Germanistisches Seminar), Veranstaltung: Sprache und Nationalsozialismus, Sprache: Deutsch, Abstract: Sowohl zahlreiche Witze, Spottlieder und Karikaturen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, die - mündlich überliefert oder in antisemitischen Propagandazeitschriften verbreitet - vermeintlich typisch jüdische Namen aufgriffen und parodierten, als auch Verbalattacken von Politikern, die den tatsächlichen oder angedichteten jüdischen Namen ihrer Opfer als Mittel der Verleumdung und Diffamierung nutzten, zeugen von einer schon vor dem Nationalsozialismus bestehenden Tradition antisemitischer Namenpolemik. Dieser Tradition folgend ist es nur konsequent, wenn der in der Rhetorik nationalsozialistischer Rädelsführer als 'undeutsches' Brandmal verwendete jüdische Name schließlich sein Pendant im stilisierten 'wahrhaft deutschen Namen' fand, einem in seiner Bedeutung schwankenden Begriff , dem angeschlossen alsbald auch die Forderung laut wurde: 'Deutschen Kindern - Deutsche Namen!' An diesen kurzen historischen Überblick anschließend ergeben sich nun folgende Überlegungen und Fragestellungen: Wie wurden Namen von den Nazis zu antisemitischen oder anderen ideologischen Zwecken instrumentalisiert? Wodurch war dies möglich? Warum sind Namen ein geeignetes Mittel der Kennzeichnung, welchen sprachtheoretischen Status haben sie? Was bedeutet der Name seinem Träger, in wie weit identifiziert dieser sich mit jenem und welche Folgen haben Angriffe auf den Namen? Haben Namen eine soziale Funktion, üben sie in irgendeiner Weise Wirkung auf das Umfeld des Trägers aus? Woher kommen die verschiedenen Namen, wo liegen die Unterschiede? Gibt es für bestimmte Volksgruppen typische Namen und wenn ja, was lässt sie als typisch erscheinen? Welche Erkenntnis über die Mentalität der Deutschen zur NS-Zeit kann man aus der Beanwortung dieser Fragen gewinnen? Da viele dieser Fragen nicht ausschließlich den Nationalsozialismus betreffen, sondern eher allgemeiner Natur sind, erscheint es sinnvoll, ihre Bearbeitung als Basis späterer Konkretisierungen vornan zu stellen. Dies soll nun in Form eines namentheoretischen bzw. namenkundlichen Überblicks geschehen.