Der Frühling des Missvergnügens

Überall in Europa deutet sich eine Wiederkehr des Radikalismus ab, von links, aber auch von rechts. Selbst in der einzigartigen Situation in Deutschland nach 1945 erfahren, aktuell mitbedingt durch die Migrationskrise von 2015, rechte Ideologeme eine neue Rezeption. Der Verfasser, der viele Jahre hindurch intellektuelle Sympathien mit einem bewussten, intellektuellen Konservatismus äußerte und die vermeintliche Diskurshoheit einer alt gewordenen Neuen Linken harsch kritisierte, formuliert eine entschiedene Absage an die neue Rechte. Er zeigt, dass ihre Berufung auf bedeutende Traditionen leer und zynisch ist und dass sie in einen überwunden geglaubten Bürgerkrieg zurücklenkt, der desaströs enden muss. Subkutaner Antisemitismus oder auch nur mangelnde Sensibilität machen die gegenwärtige Rechte unwählbar und letztlich indiskutabel. Das Buch ist eine einzigartige Verbindung von scharfer ideengeschichtlicher Analyse, autobiographischer Reminiszenz, Polemik und Essay. Die Perspektive zielt auf eine verantwortliche Zeitgenossenschaft, die, mit Walter Benjamin, ohne Gedächtnis nicht auskommt, wobei, dem Plädoyer des Autors zufolge, Erinnerung Trauer einschließt. Nur so kann das bewahrt werden, was 'Besitz für alle Zeit' ist und was niemals nur aus einer, sich verschließenden Tradition kommt, sondern aus der Vielfalt der Stimmen.

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