Der Liebestod in Heinrichs von Morungen Liedern 'Het ich tugende niht sô vil' und 'Ich waene, nieman lebe'

Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 2,0, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Germanistisches Seminar), Veranstaltung: Proseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Interesse dieser Arbeit richtet sich vor allem auf die Behandlung und Diversität der Todesthematik in Heinrichs von Morungen Liedern. Anders als in heutzutage weitaus bekannteren literarischen Werken, wie beispielsweise Shakespeares 'Romeo und Julia' oder auch im Musikdrama Richard Wagners 'Tristan und Isolde', zeichnet den Liebestod im Minnesang Heinrichs von Morungen keineswegs eine Konstellation romantischer Liebe aus, in der ein durch äußere Hindernisse getrenntes Paar die Vereinigung im Tod sucht. Dies würde sich strikt gegen die im Mittelalter allgemein gültige christliche Vorstellung richten, in der der Freitod den Gipfel der Selbstherrlichkeit darstellt. Zudem ist es im Hohen Minnesang ein nur einseitiges Gedenken an den Tod, so ist es der männliche Part, der in einem unglücklichen Liebesverhältnis über das Ende seines Lebens phantasiert. Dies entspricht dem Konzept der Hohen Minne, eine Variation der Minne, die durch ein neues Verhältnis der Geschlechter gekennzeichnet ist. Das männliche Ich spricht von seinen Bemühungen, eine überhöht dargestellte Dame zu umwerben. Hierbei bleibt seine Liebe jedoch einseitig und unerwidert, was auf das paradoxe amoureux zurückzuführen ist, von dem der Hohe Minnesang beherrscht wird. So ist der Werber vom ewigen Begehren vereinnahmt, während die Dame ihn obligatorisch abweist. Genau dieser Umstand, der die Todesphantasie des minnenden Ichs weckt, ist in den ausgewählten Liedern erkennbar, wodurch in beiden Liedern das Konzept der Hohen Minne erfüllt wird. Im Verlauf dieser Arbeit werde ich, ausgehend von den Einzelanalysen beider Lieder, einen Vergleich im Hinblick auf meine Fragestellung ziehen. Insgesamt setze ich mir nicht eine auf Vollständigkeit beruhende Untersuchung zum Ziel, sondern die begründete exemplarische Analyse ausgewählter Aspekte.