Der Tod und der Kompaß. Überlegungen zur trügerischen Plausibilität bei der psychoanalytischen Behandlung narzißtischer Patienten

Die Induktion falscher Plausibilität durch bestimmte narzißtische Patienten stellt eine sehr destruktive, gleichwohl von offener Lüge verschiedene Abwehr dar, bei der sich die negative Übertragung in falscher Sinnhaftigkeit maskiert. Durch Verführung zum falschen Sinn manipulieren diese Patienten den Denkprozeß des Analytikers zwecks Vermeidung wirklicher Neuerfahrung und zur Sicherung der für den analytischen Prozeß destruktiven Illusion, daß vom Analytiker nichts Fruchtbares komme, was sie nicht vorher selbst »allwissend« in ihn hineingetan hätten. Die entstehenden Pseudo-Analysen sind scheinbar ohne Widerstand, aber auch ohne therapeutische Regression, plethorisch an Sinn, aber ohne Wandel. Die Thematik wird anhand einer Erzählung von J. L. Borges exemplifiziert, in der ein selbst narzißtischer Detektiv an seinen vermeintlichen Durchschauungskünsten zugrundegeht. Anhand klinischen Fallmaterials versuche ich, die Phänomenologie und Dynamik zu veranschaulichen, einschließlich drohender kollusiver Gegenübertragungsverstrickungen. Entgegen einer narzißtischen Überbesetzung des Verstehens plädiere ich hier für eine Gegenübertragungsanalyse des Evidenzerlebens selber. Schließlich schlage ich einen technischen Ausweg aus dem Übertragungsdilemma solcher Patienten vor, die, wenn sie vom Analytiker wirklich etwas brauchen und nehmen, die Selbstachtung verlieren und andererseits alle Hoffnung, wenn es ihnen gelingt, durch falsche Sinnhaftigkeit die Analyse zu entwerten und leerlaufen zu lassen.

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