Die De- und Rekonstruktion der Heteronormativität im Social Web: Herausforderungen für eine geschlechtssensible Medienpädagogik

Das Ordnungsprinzip in postmodernen Gesellschaften wie der Bundesrepublik Deutschland ist geprägt von binären Kodierungen in Bezug auf Geschlechtsidentität und Sexualität. Das sozial konstruierte System der Heteronormativität ist institutionell und kulturell verankert und wird stets reproduziert, indem die Mitglieder der Gesellschaft von Geburt an anhand vermeintlich bipolarer körperlicher Merkmale in die zwei sich gegenseitig begehrenden, vermeintlich anatomisch hergeleiteten Geschlechtsklassen 'Frau' und 'Mann' eingeteilt werden. Als Ideal sozialer Bindungen gilt das monogame, heterosexuelle, Nachkommen produzierende Paar. Alternative Lebens- und Begehrensformen werden durch die Dominanz des heteronormativen Systems marginalisiert, verdängt oder sogar offen bekämpft. In Anlehnung an subjektorientierte pädagogische Konzepte kann jedoch davon ausgegangen werden, dass gesellschaftliche Individuen das heteronormative System dekonstruieren können. Eine Chance kann diesbezüglich Social Web bieten. Das Internet als medialer Erprobungsraum vermag bei einer von der Norm abweichenden Identitätsfindung vor Konsequenzen in der 'Offline-Realität' zu schützen. Es bietet Chancen auf die Mitgestaltung von sozialer Realität, und damit auf die Dekonstruktion heteronormativer Zwänge. Das vorliegende Buch untersucht, wie sich bisherige Publikationen aus der Kommunikations- und Medienwissenschaft, insbesondere der Medienpädagogik, mit Heteronormativität und deren Auswirkung auf Geschlechtsidentitäten in internetbasierten Kommunikationsräumen auseinandergesetzt haben. Welchen Beitrag leistet die Disziplin zur Analyse sexueller Identitäten und des binären Systems im Social Web? Haben geschlechtsspezifisch konzipierte Studien die binäre Kodierung selbst reproduziert? Treffen sie Aussagen darüber, ob Social Web die Dekonstruktion des binären Systems begünstigen oder hemmen kann? Welche Erfordernisse ergeben sich daraus für eine geschlechtssensible Medienpädagogik und deren Zielvorstellung, dass sich das (sexuell) selbstbestimmte, handlungs- und gestaltungsfähige Individuum von kulturellen Zwangsordnungen emanzipieren und für das heteronormative System sensibilisiert werden muss?

Thomas Rakebrand, M.A., Jahrgang 1987, leistete nach dem Abitur im Jahr 2007 seinen Zivildienst und arbeitete nebenher als Zeitungsredakteur in seiner Heimatstadt Haldensleben, woraufhin er sich 2008 im Bachelorstudiengang Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Leipzig immatrikulierte. Das Erststudium schloss er im Jahr 2011 mit dem Grad Bachelor of Arts (1,4) ab und nahm daraufhin ein konsekutives Masterstudium im Schwerpunkt Medienpädagogik auf, das er 2014 mit dem Grad Master of Arts (1,0) erfolgreich beendete. Während seiner Studienzeit engagierte er sich ehrenamtlich bei mephisto97.6 - dem lokalen Radiosender der Universität - als Ressortleiter eines Satire-Magazins, als Hörfunkjournalist, als Moderator sowie als Moderationscoach. Er spezialisierte sich darüber hinaus auf die Soziologie sowie insbesondere auf die Medienpädagogik - sowohl im berufspraktischen als auch im wissenschaftlichen Bereich. So arbeitete er bundesweit als freier Medienpädagoge u. a. im Auftrag von medienblau gGmbH in verschiedenen Bildungseinrichtungen - so im BildungsCentrum des Mitteldeutschen Rundfunks, im Pädagogischen Institut München sowie vordergründig in verschiedenen Schulen. Zudem war er als studentische und später als wissenschaftliche Hilfskraft u. a. für das empirische Langzeitforschungsprojekt "Medienkonvergenz Monitoring" am Lehrstuhl für Medienpädagogik und Weiterbildung an der Universität Leipzig angestellt. Dort war er als Autor sowie Herausgeber an verschiedenen wissenschaftlichen Publikationen beteiligt - teils in Kooperation mit dem JFF München. Während seines Erststudiums entwickelte Thomas Rakebrand ein besonderes Interesse für die sozialen De- und Rekonstruktionen von Geschlechteridentitäten, die im Zusammenhang mit den neuen Möglichkeiten im Social Web zum Thema seiner Bachelorarbeit wurden. Für die Abschlussarbeit seines Masterstudiums untersuchte er das Verständnis junger Erwachsener vom Urheberrecht in Anbetracht von User Generated Content. U. a. sind diese beiden Themen heute Schwerpunkte seiner medienpädagogischen Arbeit bei medienblau gGmbH. Dort konzipiert und koordiniert er medienpädagogische Projekte und Fortbildungen, die er auch selbst durchführt. Thomas Rakebrand engagiert sich für Amnesty International, Bündnis90/Die Grünen, Medienpädagogik e.V. sowie Freundeskreis zur Erhaltung der Medienkultur e.V.. Er war u. a. Jurymitglied des medienpädagogischen Wettbewerbs Visionale Leipzig (2013).