Die Entdeckung des Alltags zwischen Aufklärung und Romantik

Im Spannungsfeld zwischen Aufklärung und Romantik trafen in Europa jene geistesgeschichtlichen Strömungen zusammen, die ein verändertes Interesse für den Menschen, seine Kultur und seine Geschichte bewirkten: Das Reisen und Berichten um 1800, die zeitkritische Essayistik, die Aufklärungshistorie sowie das ethnographische Paradigma der Romantik. In dieser Zeit verfasste der von Spanien nach England emigrierte Theologe und Publizist José María Blanco White seine Letters from Spain, die in einer bürgerlichen Zeitschrift veröffentlicht wurden und den Leser über Kultur, Religion, Politik und alltägliche Lebenswelten seines Heimatlandes informieren sollten.
Die Studie widmet sich den Letters from Spain aus ethnologisch-kulturwissenschaftlicher Sicht, indem sie in die historischen Entstehungskontexte einführt, die ideologischen Determinanten des Verfassers herausarbeitet und eine Vorstellung der im Spiegel der Letters erscheinenden alltäglichen Lebenswelten gibt. Im Vordergrund aber stehen ihre konstitutiven Diskussionszusammenhänge, die im Epochenumbruch um 1800 zu einer spezifisch europäischen Art der gesellschaftlichen Selbstbeobachtung führten und den Nährboden für die Entstehung des „ethnologischen Blicks“ bildeten.

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