Die Entwicklung des politischen Systems Nordkoreas

Inhaltsangabe:Einleitung: Das Regime in Nordkorea fällt in der heutigen Zeit besonders durch ein Merkmal auf: Es ist neben Kuba das letzte totalitäre System sozialistischer Prägung. Unwillkürlich fragt man sich, warum sich das Regime in Pjöngjang bis zum heutigen Tag an der Macht halten konnte, zumal große Teile der unterdrückten Bevölkerung unter extrem schlechten Lebensbedingungen ums Überleben kämpfen. Es verwundert, dass die Armut und die anwachsende Unzufriedenheit in der nordkoreanischen Bevölkerung bisher zu keinem politischen Umsturz geführt haben. Diese Tatsache weckt das Interesse dafür, sich eingehender mit dem politischen System Nordkoreas auseinander zu setzen. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem politischen System Nordkoreas als einem besonderen politischen Herrschaftssystem. Hans-Joachim Lauth betont, dass der Beschäftigung mit politischen Herrschaftsformen in der Politikwissenschaft ein hoher Stellenwert zukomme. Es liege ihr doch mit dem Topos der Herrschaft eine zentrale Kategorie des Politischen zugrunde. Die Darstellung eines politischen Systems hat nach Wolfgang Rudzio mehr zu umfassen als nur die staatlichen Institutionen, aber weniger als die Gesamtheit der Gesellschaft. Entscheidend ist, dass die Akteure und Rollenzusammenhänge offen gelegt werden, die den politischen Prozess zur Findung der gesamtgesellschaftlich verbindlichen Entscheidung maßgeblich beeinflussen oder gar legitim herbeiführen. Bezüglich einer präsidentiellen Demokratie würde man fragen, welche politischen Kräfte Einfluss auf wichtige Entscheidungen, wie z.B. die Einführung einer neuen Steuer nehmen. Neben den verfassungsmäßig fest verankerten Instanzen wie Präsident und Parlament haben oftmals auch bestimmte Interessenverbände wie Gewerkschaften und/oder Arbeitnehmerverbände einen Einfluss auf wirtschaftspolitische Entscheidungen. Die Besonderheit des politischen Systems Nordkoreas liegt nun in dem Umstand begründet, dass es als ein totalitäres System betrachtet wird. In der Vergleichenden Regierungslehre gilt das System als ein „kommunistisches Einparteiensystem“. Da der erste Diktator der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK), Kim Il-sung, ab 1945 ein totalitäres Regime errichtete, das stalinistisch geprägt ist, bezeichnet Hans Maretzki das politische System der DVRK demonstrativ auch als „kimistisches System“. Das Herrschaftssystem von Kim Il-sung wird im Folgenden als das politische System der DVRK betrachtet. Der Hauptteil der [...]