Die Fähigkeit zum Abschied. Frühkindliche Separation als Modell der Überwindung von Trauer, Depression und Psychose

Anders als Trennung, die von Psychoanalytikern meistens als ein Ereignis des schmerzlichen Verlustes des inneren Objektes beschrieben wird, wird Abschied als ein Prozeß der inneren und äußeren Trennung von einem Objekt und der Anerkennung dieses Vorganges definiert. Als Fähigkeit zum Abschied wird die Fähigkeit verstanden, den Zustand der inneren und äußeren Getrenntheit ohne Rückgriff auf pathologische Abwehrmechanismen zu ertragen. Im Anschluß an das Konzept der Loslösung M. Mahlers wird als Voraussetzung dafür ein gelungener Separations- und Individuationsprozeß betrachtet. In manchen normalen Abläufen des Trauerns erfolgen Versuche, einen Abschied durch die phantasierte partielle und passagere Wiederherstellung einer Symbiose aufzuhalten oder zu verleugnen; in einigen klinischen Zuständen, etwa Depressionen, v.a. aber symbiotischen Psychosen, wird die intrapsychische Symbiose als unbewußte Phantasie ausdauernder wiederhergestellt oder gar nicht erst aufgegeben. Die theoretischen Überlegungen werden der Interpretation einer langjährigen psychotherapeutischen und psychoanalytischen Behandlung einer Patientin mit einer symbiotischen Psychose zugrundegelegt. Es wird beschrieben, wie sie ihre Fähigkeit, Abschied vom symbiotischen Primärobjekt und vom symbiotischen Übertragungsobjekt, dem Analytiker, zu nehmen, (wieder-) erringt.

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