Die Situation der Juden in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Hessen-Darmstadt

Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,0, Otto-Friedrich-Universität Bamberg (Lehrstuhl für Neuere Geschichte), Veranstaltung: Proseminar: Deutschland in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Folgenden soll versucht werden, einen im Rahmen dieser Arbeit machbaren, aber dennoch ausführlichen Überblick über die Situation der Juden der Landgrafschaft Hessen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu geben. Hierbei werde ich mich darauf konzentrieren, die Judenordnung Landgraf Philipps von Hessen aus dem Jahr 1539 mit der Judenordnung Georgs aus dem Jahr 1585 zu vergleichen; desweiteren werde ich auf dieser Basis mögliche Veränderungen im Umgang mit den Juden herausarbeiten und diese deuten. Ich möchte in dieser Arbeit herausfinden, ob und inwiefern sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine rechtliche Veränderung für die hessischen Juden im Vergleich zur ersten Hälfte vollzogen hat; denn Gesetze sind immer auch eine Reaktion auf reale Umstände und Probleme, die es zu lösen gilt; so könnte man aus einer veränderten Gesetzeslage beispielsweise auf eine Verbesserung oder Verschlechterung der Lebensumstände, der wirtschaftlichen Betätigung und der Beziehung zwischen Obrigkeit, christlicher Bevölkerung und der Judenschaft schließen. Um aber mögliche Veränderungen der Judenordnung besser zu verstehen, muss die Arbeit einleitend einen allgemeinen Überblick über die Situation der Juden im Alten Reich des 16. Jahrhunderts liefern. Seit über eintausend Jahren leben und lebten Juden auf dem Gebiet, das wir heute Deutschland nennen. Das Zusammenleben von Juden und Christen war seither von ständigen Schwankungen in ihrer Beziehung geprägt: Juden wurden geduldet, verfolgt, als Christusmörder geächtet, später als Intellektuelle geschätzt und in den Gaskammern Hitlers millionenfach ermordet; trotz allem gehört es zu den tragischen Erscheinungen der deutschen Geschichtsschreibung, dass die Beziehung zwischen Juden und Christen des letzten Jahrtausends weitgehend unter dem Gesichtspunkt der Krise betrachtet wird. Das normale, friedliche Zusammenleben in vielen Epochen fand in den Quellen viel weniger Niederschlag, als die Zeiten der Verfolgung und Vertreibung. Hier kann die Judenordnung Landgraf Georgs I. von Hessen der historischen Forschung einen guten Einblick in die Beziehung zwischen den Christen und der Judenschaft des späten 16. Jahrhunderts geben.