Die Socke

Beim Anblick einer roten Socke fällt dem Autor ein aufregender Tag aus seiner Kindheit ein und er beschließt, das Ereignis zu Papier zu bringen. Im stillen Kämmerlein, unbemerkt von seiner Frau und dem Rest der Welt, lässt er delikate Jugenderinnerungen aus den 50er- und 60er-Jahren wieder auferstehen, erinnert sich an sein erwachendes Interesse am weiblichen Geschlecht, die derbe Umgangssprache auf dem Dorf, die rustikalen Sitten und den Umstand, dass er und seine Kumpane damals selber herausfinden mussten, dass der Klapperstorch ein Weihnachtsmann ist. Irgendwo zwischen Günther Grass' »Blechtrommel« und Rosemarie Nitribitt, der legendären Prostituierten aus Frankfurt, werden erste Erfahrungen gemacht und Erkenntnisse gewonnen, die aufgeregt in die reale Welt einsortiert werden müssen. Dies alles zwischen dem traditionell geordneten Familienleben der Adenauer-Epoche - mit Oma, einer Kriegerwitwe, dem jüngeren Bruder und dem neuen Wasserklosett im Flur, dem kriegsversehrten Onkel (der von anderen Dingen erzählt als der Pfarrer), Konfirmation, Politik und Schule: 15 Jahre Dorfstudium, das Streben in eine Zukunft, die weit hinter dem Mond zu liegen schien. Es geht um den besten Freund, Arschlöcher, kluge Mädchen, Großmutters Leidenschaft für den schönen J. F. K., Papisten und Protestanten, Klaus (dem fast der Finger abgebissen wurde), Ilse mit den Fusseln zwischen den Zehen, Frauen mit Hinterbacken wie Kutschenpferde, die Frage, ob Wichsen dumm macht oder gar die Anzahl an »Schüssen« limitiert ist, Haarbüschel wie Handfeger in Achselhöhlen und all die »uralten Menschen«, die damals noch jünger waren als der Autor heute.

Hage Becker wurde 1951 in einem Dorf des Hunsrücks geboren. Er war 35 Jahre Leiter einer Verwaltungsdienststelle, zeitgleich 25 Jahre Geschäftsführer eines Krankenhauses und weiterer Firmen, nun Pensionär. Er ist seit Jahrzehnten verheiratet und Vater von drei Söhnen und sechs Enkelkindern. Er lebt heute an der Mosel und engagiert sich in traditionspflegenden Vereinen. In seinen Berufsjahren hatte er wenig Zeit, sich seiner Wurzeln zu erinnern, und sich deshalb vorgenommen, in seinem Ruhestand die Erinnerungen aufzuwecken. Nicht als Biografie, nicht als Dokumentarbericht - nur als Geschehen. So wie von ihm in einem Dorf der 50er-Jahre des letzten Jahrhunderts das Heranwachsen vom Kind zum Jugendlichen erlebt wurde. Frei und zugleich reglementiert. Feinfühlig, oft in derber, nicht aber in primitiven Sprache! Geheimnisse? Selbstverständlich! Fragen stellen? Nein! Zuhören? Erlaubt, ja erwünscht! Für die Buben waren nicht die Bienen das biologische Beispiel für die Geheimnisse der Geschlechter, somit beschäftigten sie sich auch nicht sehr lange mit dem Gedanken, wie der Blütenstaub in die Frauen kam. Auch die Mädchen waren unruhig. Darüber geredet wurde nicht. Das soll hier schriftlich nachgeholt werden.

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