Die Verzweiflung bei Kierkegaard und das Verstummen der Welt bei Rosa

Studienarbeit aus dem Jahr 2021 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 19. Jahrhunderts, Note: 2,7, Christian-Albrechts-Universität Kiel, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, welches Phänomen von Rosa der Verzweiflung von Kierkegaard entspricht, ob sich ein solches überhaupt finden lässt und inwiefern damit Kierkegaards Auffassung bis in die Moderne hineinwirkt. ¿So wie der Arzt wohl sagen muss, dass es vielleicht keinen einzigen vollkommen gesunden Menschen gebe, müsste man mit rechter Menschenkenntnis sagen, es lebe kein einziger Mensch, ohne ein wenig verzweifelt zu sein¿. Mit diesen Worten fällt Kierkegaard ein ebenso trauriges wie allumfassendes Urteil über die Menschheit. Die Verzweiflung als die ¿Krankheit zum Tode¿ sei geradezu die Bestimmung des Menschen, welcher sich keiner entziehen könne . Fast 150 Jahre später schreibt Hartmut Rosa: ¿Wir sind strukturell [¿] dazu gezwungen und werden kulturell [¿] dazu getrieben, die Welt zum Aggressionspunkt zu machen¿ . Eine ebenfalls ernüchternde Beurteilung. Während sich Kierkegaard intensiv mit den inneren Strukturen und Formen der Verzweiflung beschäftigt, setzt sich Rosa mit der gegenwärtigen Gesellschaftsform sowie deren Folgen auseinander. Beide eint eine pessimistische Darstellung mit wenig Hoffnung auf eine dennoch mögliche Heilung. Kierkegaards Verhältnis aus Endlichkeit und Unendlichkeit findet in Rosas Verfügbarkeit und Unverfügbarkeit ein erstaunlich modernes Äquivalent. Die Allgemeinheit der beiden Auffassungen machen sie zum Ausgangspunkt dieser Untersuchung. Mit den folgenden Ausführungen soll zum einen geklärt werden, welche logischen Folgerungen hinter den Aussagen stecken und welche Bezugspunkte sich zwischen diesen finden lassen.