Die Zwerge aus dem Schwarzwald

Ziemlich unbekannt ist, dass die Zwerge aus dem Schwarzwald stammen. Allgemein herrscht die Meinung vor, sie erblickten irgendwo in Skandinavien, zwischen Elche und Rentiere, fernab jeder Zivilisation, das Licht der Welt. Doch das ist falsch, wie jetzt Untersuchungen von Bergwerken im Schwarzwald ergaben. Tatsächlich erblickten sie das Licht der Welt im Schwarzwald, unter der Erde, im Dunkeln. Später dann im fahlen Licht von Fackeln. Man könnte auch sagen, das Lebenslicht erschien ihnen in einer tiefen Erdspalte, aus der ein Bergwerkstollen, danach ein Bergwerk wurde. Vermutet wird, aufgrund ihres Geburtsorts und ihrer Größe interessierten sie sich von Anfang an für den Bergbau. Manche Menschen behaupten inzwischen, dass sich die fleißigen Kleinen anfangs von Geröll und Schlamm ernährten. Später, als sie den Schwarzwald über sich entdeckten, wären Baumrinden, Blätter, Gräser, Blumen und Beeren dazugekommen. Keine Hasen, Rehe, Enten, Wildschweine und Forellen, sie hätten ihrem Vegetarier-Dasein niemals abgeschworen. Im Schwarzwald machten sie eines Tages Bekanntschaft mit den Riesen. Die Zwerge klein weil aus dem Erdinnern, die Riesen groß weil vom Berg herunter. Mit denen vertrugen sie sich anfangs gut, was zur Geburt der Menschen führte, sozusagen die mittelgroße Lösung zwischen ganz klein und ganz groß. Die Fortpflanzung von Zwerg und Riese war ein architektonischer Kraftakt. Als die Riesen von den Zwergen immer mehr Edelsteine und Gold wollten und sich diese dagegen nicht wehren konnten, hatte Gott »Creator« Erbarmen und ernannte die Menschen zu eigenständigen Lebewesen, die sich untereinander und ganz frei von Inzest fortpflanzen konnten. Die Menschen sollten den Zwergen helfen. Doch das verschärfte den Konflikt mit den Riesen, die ihre Herrschaft gefährdet sahen, wesentlich. Es kam zu riesigen Auseinandersetzungen. Letztlich gewannen die Menschen aufgrund tatkräftiger Unterstützung seitens der Zwerge. Allerding, zur großen Überraschung der Kleinwüchsigen übernahmen die Menschen alsbald danach die Rolle der Riesen, forderten ebenfalls große Mengen von Edelsteinen und Gold. Im Gegenzug versprachen sie den Schutz vor goldgierigen, feuerspeienden Drachen. Ein Versprechen, das sie niemals halten konnten. Die Drachen waren zu stark. Die Erkenntnis heute: die Geschichte der Zwerge im Schwarzwald ist eine wechselvolle. In ihr kommen Liebe und Verrat, Freundschaft und Hass, freiwillige und unfreiwillige Vermischungen der Bevölkerungsgruppen vor. Die Comic-Foto-DOKU informiert über die Zwerge im Schwarzwald, über deren abwechslungsreiche Entwicklung, mit und gegen Riesen sowie Menschen, bis in die Gegenwart hinein. Wie sie heute unter den Menschen leben und wirken, ohne von diesen erkannt zu werden. Auf den Werdegang ihrer nächsten Verwandten, Elfen, Kobolde, Trolle, Wichtel, Heinzelmännchen und Klabautermänner, wird ebenfalls eingegangen. Darüber hinaus auf die Aktivitäten der Vereinigung »Die Front zur Befreiung der Gartenzwerge«, deren Mitglieder fest an den in jeder Zwergfigur lebenden, unsichtbaren Zwerg glauben.

Jo Specht ist ein Pseudonym für Gerd Zimmermann. Seit seiner Kindheit schreibt er Kurzgeschichten und gestaltet Comics. Daraus resultieren seine berufliche Tätigkeiten: Dozent für Kommunikationswissenschaften, Autor und Journalist. Entsprechend der These »Ein Bild sagt mehr als tausend Worte« ergänzt er seine Texte mit Comic-Motiven und Karikaturen. Unter dem Pseudonym hat er schon einige Foto-Text-Dokumentationen (DOKUS) über humorvolle bis weniger humorvolle Ereignisse veröffentlicht. Lebt in der Schwarzwaldstadt Gengenbach. Mehr Informationen unter jospecht.de, mobilpress.de, schwarzwald-satire.de.