Ein systematischer Vergleich der religiösen Bezüge in europäischen und islamischen Verfassungen im Hinblick auf deren Relevanz für den Einfluss von Religion auf Politik

Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Politik - Politische Systeme allgemein und im Vergleich, Note: 3,0, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Religiöse Einflüsse auf politische Institutionen, Prozesse und Entscheidungen in international vergleichender Perspektive, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Religion ist auf dem Vormarsch. Die Glaubensgemeinschaften in westlichen Gesellschaften verzeichnen wieder einen positiven Trend in der Entwicklung ihrer Mitgliedszahlen. Kirchentage werden wie Popkonzerte zelebriert, medial aufbereitet und gerade junge Menschen entdecken vermehrt ihren Glauben. Auch in der öffentlichen Debatte findet eine zunehmende Beschäftigung mit dem Komplex des Religiösen statt, angeregt besonders durch die Geschehnisse des 11. September 2001 und deren Aufarbeitung. Religiöse Rhetorik fand Eingang in die Politik und Glaube wurde sogar zur Legitimation politischen Handelns missbraucht, namentlich in den Vereinigten Staaten von Amerika. Im Zuge dessen wurde das Feindbild Islam kreiert und die These Huntingtons vom 'Clash of Civilisations' wurde wiederbelebt. In diesem Zusammenhang wird immer wieder auf die Gefahr eines radikalisierten, expansionistischen Islam rekurriert und die Unverträglichkeit von Islam und Demokratie beschworen. In diesem Sinne gilt vielen die christliche Religion als konstitutiv für die Demokratie und damit nach westlichem Werteverständnis dem Islam überlegen. Da diese Diskussion öffentlich häufig populistisch geführt wird, soll diese Arbeit sich wissenschaftlich dem Thema nähern. Welche Einflüsse der Religion auf die Politik lassen sich in einzelnen Gesellschaften wirklich nachweisen und wie ist Einflussnahme institutionell geregelt? Zur Beantwortung dieser Leitfragen werden zunächst ausgewählte Verfassungen europäischer Staaten systematisch auf ihre religiösen Bezüge hin analysiert, verglichen und in eine Typologie von Staat- Kirche- Beziehungen eingeordnet. Einzelne nationale Modelle werden diskutiert und Argumente anhand der Entwicklung der EU- Verfassung und den damit einhergehenden nationalen Begehrlichkeiten verdeutlicht. Dabei werden auch etwaige Diskrepanzen zwischen Verfassungstext und alltäglicher Praxis beleuchtet. Diese finden sich, soviel sei an dieser Stelle schon vorweg genommen, vermehrt in islamischen Staaten, weshalb in einem nächsten Schritt das Verhältnis von Religion und Politik im Islam an einem Länderbeispiel analysiert und der Versuch einer Verallgemeinerung vorgenommen wird. Der Fokus der Analyse liegt bei allen Staat- Kirche- Beziehungen auf den Aspekten Religionsfreiheit, Staatsneutralität und der Kooperation von Staat und Kirchen.

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