Eine Kur aus der Frühzeit der Psychoanalyse. Kommentar zu Freuds Briefen an Anna v. Vest

Neben der Rekonstruktion der Biographie Anna von Vests (1861-1935) werden 24 Briefe, die Freud in den Jahren 1903-1908 und 1918-1926 an sie gerichtet hatte, vorgestellt und kommentiert. Die Patientin, die jahrelang an Gehbeschwerden zu leiden hatte, konsultierte Freud 1903 und unterzog sich für etwa ein Jahr einer analytischen Behandlung. Freuds Handhabung der Übertragungsliebe und die Ablösung des Analysanden vom Analytiker stehen im Zentrum des ersten Teils der Korrespondenz. Mit dem Verweis auf Freuds Behandlungsmethoden, wie sie sich besonders aus den ,Anfängen der Psychoanalyse’ erschließen lassen, betont der Autor Freuds pädagogische Haltung, die der Aufklärung verpflichtet war und dem Willen noch einen größeren Einfluß auf die Krankheitsvorgänge im Menschen einräumte. Den zweiten Teil der Korrespondenz kennzeichnet eine bemerkenswerte Offenheit Freuds in seinen Mitteilungen, die in dem gegenseitigen freundschaftlichen Interesse wurzelte. Da der Abwehrcharakter, der in der Übertragungsliebe und in der Intellektualisierung der Krankheitszustände lag, in dem psychotherapeutischen Konzept noch nicht berücksichtigt war, blieb ein unaufgelöster Rest, der sporadisch zu leichten Rückfällen führte und 1925 eine Wiederaufnahme der Analyse notwendig machte.

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