Friedrich Baudri: Tagebücher 1854-1871

Der hier edierte vierte Band der Tagebücher von Friedrich Baudri beleuchtet die Jahre 1868-1871. Er reflektiert die für die deutsche Geschichte bedeutsame Phase der Reichsgründung aus dem Blick eines rheinischen Katholiken von großdeutscher Gesinnung. Als Vorkämpfer des Ultramontanismus und Begründer des politischen Katholizismus begrüßte Friedrich Baudri die Ergebnisse des I. Vatikanischen Konzils (Infallibilität), hielt jedoch Distanz zur Entstehung des kleindeutschen Reiches unter kulturprotestantischem Vorzeichen. Seine soziale Empathie als langjähriger Stadtverordneter in Köln hatte ihre Grenzen bei der Lösung der sozialen Frage. Baudri bezog sich ausdrücklich auf die traditionelle christliche Nächstenliebe, die ihm den Blick auf die moderne Struktur des Massenelends in seiner Gegenwart versperrte. Als Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses (1873/74) und des Reichstages (1874) trat er in die Zentrumsfraktion ein. Sein plötzlicher Tod (1874) versagte ihm dort eine längere Wirksamkeit.

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